Chronik/Welt

Coronavirus: Italien nimmt Diskotheken und Nachtlokale ins Visier

Italien nimmt Diskotheken und Nachlokale ins Visier, die sich während der Sommerwochen zu Infektionsherden entwickelt haben. Die Justizbehörden ermitteln gegen den seit 17. August geschlossenen Nachtklub "Billionaire" auf Sardinien, der im Besitz des ehemaligen Formel-1-Managers Flavio Briatore ist.

Über 60 Mitarbeiter des Lokals infizierten sich mit Covid-19, darunter Briatore selbst. Er wird seit Sonntag in der Mailänder San Raffaele-Klinik behandelt.

Geprüft wird, ob die Hygienemaßnahmen im Luxuslokal in der exklusiven Badeortschaft Porto Cervo an der "Costa Smeralda" ausreichend berücksichtigt wurden. Über 11.000 Gäste besuchten das Lokal im August. Sie wurden zwar vom Lokal registriert, festgestellt wurde jedoch inzwischen, dass die meisten Gäste falsche Namen oder fiktive Telefonnummern angegeben hatten.

"Ich finde es skandalös, dass die Gäste des Lokals falsche Namen angegeben haben. Das bezeugt, dass man sich um die Mitmenschen keine Gedanken macht. Ich hoffe, dass sie auf andere Weise, zum Beispiel mithilfe ihrer Kreditkarten-Nummer, aufgespürt werden können", sagte Vize-Gesundheitsminister Pier Paolo Sileri in einem Radiointerview.

Weitere Lokale geschlossen

Aus Sorge vor Ansteckungen wurde am Donnerstag ein weiteres bekanntes Lokal der "Costa Smeralda", das "Phi Beach", geschlossen. Vom ganzen Personal der Diskothek wurden Abstriche genommen. Der Betreiber des ebenfalls geschlossenen Lokals "Sottovento" in Porto Cervo ist SARS-CoV-2-positiv getestet worden und musste ins Krankenhaus der sardischen Stadt Sassari eingeliefert werden. Unzählige Promis aus TV und Showbiz haben sich in den vergangenen Tagen angesteckt, da sie Nachtklubs auf Sardinien besucht hatten. Viele von ihnen gaben zu, sich im Urlaub doch zu leichtsinnig verhalten zu haben.

Ins Visier der Ermittler ist noch ein weiteres Lokal Briatores, der Nachtklub "Twiga" in der renommierten toskanischen Badeortschaft Marina di Pietrasanta. Hier fand in den vergangenen Tagen ein Konzert des bekannten Popsängers Nek statt, Distanzregeln sollen bei diesem Event weitestgehend ignoriert worden sein.

Alle Diskotheken zugesperrt

In Italien wurden am 16. August wegen der wieder steigenden Corona-Zahlen alle Diskotheken des Landes geschlossen. Betroffen sind auch Stranddiscos im Freien wie auch alle anderen Outdoor-Tanz-Events. Außerdem ordnete die Regierung an, dass in der Zeit zwischen 18.00 Uhr und 6.00 Uhr auf Plätzen, an denen viele Menschen zusammen treffen, und bei Ansammlungen vor Lokalen eine Maskenpflicht gilt.

Hintergrund der Verschärfung war die Tatsache, dass sich in Italien zunehmend vor allem jüngere Menschen mit dem neuartigen Coronavirus anstecken. In den vergangenen Tagen gab es viele Berichte über Feiern von jungen Leuten, bei denen die Sicherheitsmaßnahmen ignoriert worden sind. Fachleute und Politiker warnten davor, dass die Wiedereröffnung der Schulen in Gefahr kommen könnte. Der Unterricht soll nach den Sommerferien am 14. September beginnen.