Corona-Krise: Psychiater beklagen Suizidwelle in Italien
Italienische Psychiater beklagen eine Suizidwelle in Folge der finanziellen und seelischen Nachwirkungen der Coronakrise. 71 Selbstmorde und 46 versuchte Suizide seien seit März in Italien direkt oder indirekt mit dem Coronavirus verbunden, berichteten die Teilnehmer an einem Kongress zum Thema Selbstmord und öffentliche Gesundheit, der von der Universität La Sapienza in Rom organisiert wurde.
Von der Suizidgefahr betroffen seien vor allem Männer. Drei Gruppen seien besonders von der Suizidwelle in Italien gefährdet, berichteten die Experten. Die erste Gruppe sei jene des Gesundheitspersonals, das an der vordersten Front gegen das Coronavirus gekämpft habe. Die zweite Gruppe sei jene der positiv getesteten Personen, die befürchten würden, andere Menschen anzustecken. Hinzu gebe es noch die vielen Personen, die unter den finanziellen Nachwirkungen der Krise leiden.
Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.
Das neue österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.
Die Experten bemängelten, dass wegen des Lockdowns die Betreuung von psychisch kranken Menschen in vielen Fällen eingestellt worden sei. Dies habe erhebliche Probleme verursacht. Die Psychiater forderten die Medien auf, sich mit dem Thema Suizidprävention zu befassen. Aufgrund wissenschaftlicher Studien sei es erwiesen, dass eine tiefgründige Information zum Thema Selbstmord nicht zu Emulation, sondern zur Reduzierung der Suizide beitragen könne. Investitionen in Maßnahmen zur Suizidprävention und zur Unterstützung der seelischen Gesundheit seien besonders wichtig.
Italien ist mit mehr als 35.500 Todesfällen bei einer Bevölkerungszahl von 60 Millionen eines der am stärksten vom Coronavirus-betroffenen Ländern. Gleichzeitig sind viele Millionen Menschen durch die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise von Arbeitslosigkeit betroffen.