Chronik/Welt

Corona: Impfpflicht für englische Krankenschwestern und Pfleger

Jabs for Jobs”, Piekse für Arbeitsstellen”, könnte es schon bald für englisches Pflegepersonal heißen. Also: Impfung oder Jobverlust. 

Die britische Regierung von Boris Johnson plant laut Medienberichten vom Dienstag, eine Corona-Impfpflicht für die etwa 1,5 Millionen Beschäftigten in Pflegeheimen in England zu verhängen – zum Schutz der Heimbewohner. Und sie erwägt die Ausweitung der Maßnahme auf die 1,38 Millionen Angestellten des Gesundheitsdienstes NHS im größten Landesteil.  

Sorgen um die Fruchtbarkeit

Denn obwohl sie gleich zu Beginn des weit fortgeschrittenen Impfprogramms an der Reihe waren, sind laut Times etwa 16 Prozent der Mitarbeiter in Pflegeheimen und 10 Prozent des medizinischen Personals in England - Gesundheitspolitik ist in Großbritannien Ländersache – noch nicht geimpft. Medien erklärten das unter anderem mit dem geringeren Impfvertrauen ethnischer Minderheiten und Sorgen weiblicher Mitarbeiter um ihre Fruchtbarkeit.  

Jobverlust oder Versetzung

Der Guardian berichtete, dass Pfleger 16 Wochen Zeit bekommen sollen, sich impfen zu lassen - ausgenommen sind nur Leute, denen aus medizinischen Gründen davon abgeraten wird. Verweigerer müssen Jobverlust oder, wenn möglich, eine Versetzung erwarten. 

In dem Land, wo mögliche COVID-Status-Zertifikate immer wieder heftige Debatten auslösen, ist die Idee jeglicher Vakzinpflicht umstritten. 

Kritiker haben Bedenken

Kritiker, wie die oppositionelle Labour-Partei, erhoben sofort menschenrechtliche und andere Bedenken. Vertreter der Arbeitgeber und -nehmer im Pflegesektor warnten, dass der Plan nach hinten losgehen und zu einer Kündigungswelle führen könnte, die den Personalmangel in systemrelevanten Bereichen zu verschärfen droht. Manche Experten meinten, Johnsons Regierung könnten auch rechtliche Klagen ins Haus stehen.  

Hepatitis B-Impfpflicht für Chirurgen

Der Premier hatte aber kürzlich darauf hingewiesen, dass es bereits eine Hepatitis B-Impfpflicht für Chirurgen gibt. Der Schutz von Leben hat absolute Priorität", sagte Liz Truss, die britische Ministerin für internationalen Handel, in einem TV-Interview. 

Die Ärzte-Vertretung British Medical Association nannte den Impfzwang hingegen ein „stumpfes Instrument, das Risiken birgt“.