Chronik/Steiermark

Narzissenfest (fast) ohne Narzissen? Was dem Ausseerland blüht

Das sommerliche Wetter der vergangenen Wochen trieb den Organisatoren des bekannten Festes im Ausseerland nicht nur wegen der Hitze die Schweißperlen auf die Stirn. Sondern auch wegen der Frage, kommen sie zu früh oder nicht, die Narzissen?

Millionen der weißen Blüten werden alljährlich für das Narzissenfest in kunstvollen Figuren verarbeitet. Das Wetter sei zwar jedes Jahr "ein Lottospiel mit eineinhalb Jahren Vorlaufzeit", wie Obmann Rudolf Grill beschreibt, aber 2024 ist dennoch ein Ausnahmejahr: Noch nie zuvor in der mehr als 60-jährigen Geschichte der Veranstaltung standen die Blumen bereits im April vor der Blüte.

Bis zum Fest - es findet heuer zum 64. Mal statt - Ende Mai, Anfang Juni können sich die meisten Blumen wohl nicht mehr zurückhalten, auch wenn derzeit gerade eine kühlere Phase mit Niederschlag herrscht und ihr Wachstum bremst. "Wenn aber nach dem feuchten Wetter ein paar warme Tage kommen, dann wachsen die Blumen gleich wieder", beschreibt Obmann Grill.

Plan B muss her

Das betrifft speziell die Wiesen in niedrigen Lagen im Ausseerland. Bei Organisatoren sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde es also Zeit, Plan B auszutüfteln, denn eine Absage kommt nicht in Frage.

"B" wie in andere Blumen. Sollte es zu wenige - oder gar überhaupt keine - Narzissen geben, dann "werden wir alles an Blumen und anderen Pflanzen erlauben, die keine geschützten Arten sind", erläutert Rudolf Grill. Wobei auch dass eine Herausforderung sei kann: Die Figuren bestehen im Wesentlichen aus engmaschigen Drahtgestellen, die mit Abertausenden Blüten bestückt werden, um Tiere oder Zeichentrickfiguren zu gestalten.

Welche Blumen können aushelfen?

Die großblütige Narzisse eignet sich ideal, ähnlich gut wären Margeriten oder Klee. "Sie haben die richtige Größe", begründet Grill. "Aber in den Mengen, in den wir sie brauchen, muss man sie auch erst einmal finden." 

  • 30. Mai: Um 19 Uhr offizielle Eröffnung des Eröffnung des Narzissenfests (Kur- & Congresshaus Bad Aussee) mit  der Präsentation der zukünftigen Narzissen-Hoheiten sowie der Wahl der Narzissenkönigin,´
  • 31. Mai: Narzissennacht in Bad Aussee:  Das Ortszentrum verwandelt sich abends in eine Fußgängerzone, die Geschäfte haben bis 21 Uhr geöffnet
  • 1. Juni: Ab 8 Uhr Narzissenstecken der Figuren für den Korso in vielen Orten des Ausseerland-Salzkammergutes
  • 2. Juni: Um  9 Uhr beginnt das Programm, um 14 Uhr startet der traditionelle Bootskorso. Um 15 Uhr werden die prämierten Figuren bekannt gegeben

Diese Mengen sind tatsächlich beachtlich. Für eine durchschnittliche Figur werden 100 Kübel voll Narzissen benötigt, also rund 100.000 Stück. Und die müsse man auch erst einmal pflücken, rechnet Grill vor: Geübte schafften 1.000 Narzissen pro Stunde. "Du brauchst also für eine Figur 100 Stunden Zeit zum Pflücken oder sehr viele Helfer."

(K)Ein Schock für die Blüten

Gepflückt wird meist am Donnerstag vor dem Fest, dessen Höhepunkt heuer am Sonntag (2. Juni) der Bootskorso am Grundlsee ist. Die Figuren werden dann meist am Samstag gesteckt, die Blumen in der Zwischenzeit in kühleren Waschküchen oder Kellern gelagert. Es ist wichtig, dass sie es in den wenigen Tagen nicht zu kalt haben, bevor sie wieder ins Freie kommen, weiß Grill: "Sonst wäre der Schock zu groß und sie würden braun." 

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Aus dem Grund klappe auch die Idee nicht, zu früh aufgeblühte Narzissen einfach bis zum Fest kühl zu lagern, schmunzelt Grill. "Das sind Millionen von Narzissen, die man zwei Wochen lagern müsste." Und danach wieder langsam akklimatisieren, damit sie sich eben nicht verfärben. "Das geht einfach logistisch nicht."

Bisher war es umgekehrt

Die Situation, dass die Narzissen bis zum Fest verblüht sein könnten, hatte man im Ausseerland noch nie. Zuweilen kämpfte man mit dem umgekehrten Problem, nämlich extrem kalten Mai und verzögerter Blüte, im Vorjahr etwa. "Da haben wir uns schon Sorgen gemacht, dass sie gar nicht aufblühen", erinnert sich Grill. Die Blumen gaben aber dann doch noch rechtzeitig Gas.

Auch heuer bauen die Veranstalter darauf, nicht zur Gänze auf Narzissen verzichten zu müssen.  Es gibt Wiesen in höheren Lagen um die 1.100 bis 1.200 Meter Seehöhe, die Anlass zur Hoffnung geben. "Wir haben aber leider keine Glaskugel und können sagen, wie es wird. Wir sehen auch nur den Wetterbericht für die nächsten paar Tage und bewerten täglich unsere Chancen neu", beschreibt Grill. 

Narzissenfest bleibt Narzissenfest

Aber ob nun viele Narzissen in den Dutzenden Figuren stecken oder nur wenige, Name und Ablauf der Veranstaltung ändern sich nicht. "Es bleibt trotzdem das Narzissenfest." Dann eben halt zur Ehre der "Königin der Blumen", wie Grill anmerkt.