Chronik/Österreich

Die unterschätzte Gefahr von Kohlenmonoxid

Seit Dienstagfrüh ist es traurige Gewissheit: Jene zwei Buben im Alter von zwei und fünf Jahren, die nach einem Kohlenmonoxid-Unfall auf einem Bauernhof in der Mühlviertler Gemeinde Lasberg (Bezirk Freistadt) wiederbelebt werden musste, sind tot. Ihre Mutter, die in einer Klinik in Regensburg in einer Druckkammer liegt, schwebt weiter in Lebensgefahr.

Unwetter verursachte Stromausfall

Das Unglück hatte nach einem Unwetter, das Sonntagabend im unteren Mühlviertel zu Stromausfällen führte, seinen Anfang genommen. Mehrere umgeknickte Bäume hatten die Stromzufuhr zu dem Bauernhof gekappt. Der Ehemann und Vater nahm daher am Montag gegen 5.30 Uhr das Notstromaggregat in Betrieb und ging zur Arbeit. Gegen 8 Uhr kam ein Nachbar, um das Gerät zu betanken, schilderte die Polizei Oberösterreich. Allerdings wurde nach dem Tanken der Kellerraum nicht durchgelüftet, so dass die giftigen Gase nicht abziehen konnten.

Als später die Mutter mit ihren beiden Kindern nach unten ging, atmeten sie das Kohlenmonoxid ein und wurden sofort bewusstlos. Nachdem die gehbehinderte Großmutter, die ebenfalls auf dem Bauernhof wohnt, ihre Enkel und die Schwiegertochter nicht hörte, rief sie eine Tochter an, die in der Nähe des Anwesens lebt. Gemeinsam mit ihrem Freund kam sie zum Nachschauen. Beide fanden die Schwerverletzten im Keller und brachten sie ins Freie.

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    Nach der Reanimation wurden die Kleinkinder in eine Klinik nach Graz geflogen, die Mutter kam nach Regensburg. Sie wurden mit Hubschraubern transportiert, weil diese über Druckkammern verfügen, hieß es beim Roten Kreuz.

    250 Unfälle jährlich mit Gasthermen

    In Österreich kommt es jährlich zu rund 250 Unfällen mit Kohlenmonoxid. Die meisten verursacht durch Gasthermen. Dass viele die Gefahren des farb- geruchs- und geschmacklosen Gases unterschätzen, verdeutlicht auch eine Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Dabei gaben zwei Drittel der Befragten an, sich keine Sorgen hinsichtlich eines Unfalles zu machen, obwohl sechs Prozent vermeldeten, bereits Probleme mit einem Gasaustritt gehabt zu haben.

    Gerade an besonders heißen Tagen im Sommer kommt es in Österreichs Haushalten gehäuft zu Unfällen mit Kohlenmonoxid. Der Grund: die Thermik im Kamin funktioniert nicht mehr. Bei hohen Außentemperaturen könnten die aus der Wohnung abgeleiteten warmen CO-hältigen Abgase der Therme im Kamin nicht aufsteigen. „Es bildet sich ein Luftstoppel und der Kreislauf aus frischer Zuluft und Abluft ist unterbrochen“, erklärte Armin Kaltenegger bei einer Pressekonferenz des Kuratoriums für Verkehrssicherheit erst zu Beginn des Sommers.

    Die Folge ist ein Abgasrückstau. Der Schadstoff kann ab einem Volumsanteil von vier Prozent in der Atemluft bereits tödlich sein.

      Tipps zur Unfallvermeidung

      Die Feuerwehr gibt fünf Tipps, wie man Unfällen mit dem farb- und geruchlosen Gas im Zusammenhang mit Gasthermen vorbeugen kann:

      1. Fenster und Türen öffnen:
        Beim Betrieb der Gastherme, etwa beim Duschen oder Geschirrabwaschen, sollte man Fenster und Türen zu dem Raum öffnen, in dem die Therme steht.
         
      2. Unwohlsein ernst nehmen:
        Man sollte auf frühe Anzeichen einer Vergiftung wie Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen achten. Besonders weil immer mehr Haushalte über ein mobiles Klimagerät verfügen. Dieses saugt Luft aus den Räumen, sodass Thermen zu wenig Verbrennungsluft bekommen und in Folge Kohlenmonoxid entsteht. Ganz ähnlich verhält es sich übrigens bei Dunstabzugshauben und eingebauten Ventilatoren.
         
      3. Die Gastherme regelmäßig warten lassen:
        Man sollte die Gastherme mindestens einmal im Jahr von einem Installateur überprüfen lassen. Der Profi erkennt früh genug, wenn diese nicht richtig funktioniert und potenziell gefährlich ist.
         
      4. Rauchfang überprüfen lassen:
        Durch die Hitze kann sich in Rauchfängen zudem eine Art Luftstoppel bilden. Wenn die Außentemperaturen zu hoch sind, sind die Abgase im Vergleich dazu nicht heiß genug und ziehen daher nicht nach oben ab. Es bildet sich ein Abgasrückstau. Nicht zuletzt deshalb ist die Wartung der Thermen und Rauchfänge aktuell besonders wichtig.
         
      5. Fenster- und Türdichtungen überprüfen lassen:
        Verschärft wird das Problem auch durch die immer besseren Dichtungssysteme. Bei neuen Fenstern  und Türen empfiehlt es sich daher, den Rauchfangkehrer testen zu lassen, ob noch ausreichend Luft zirkuliert.