"Zu chaotisch": Graz erlaubt keine Leih-E-Scooter
Die Botschaft ist deutlich: Am Mittwoch erteilte der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl allen Plänen, in der steirischen Landeshauptstadt ein Verleihsystem von E-Scootern aufzubauen, eine Absage. Der Grund? Zu chaotisch, moniert der ÖVP-Stadtchef.
"Wir kennen die chaotischen Bilder aus Wien, wo E-Scooter auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen herumliegen", konstatiert Nagl, der sich mit seinem FPÖ-Vize Mario Eustacchio zu Beginn ihrer Koalition 2017 auch Sauberkeit in der Stadt auf die Fahnen geheftet hat. Da passen nicht ordnungsgemäß abgestellte Elektroroller nichts ins Bild.
Seit Monaten tüftelt das Rathaus an einem Projekt und klaren Leitlinien, höchstens 300 Mietroller wollte die eigentlich zustänige Verkehrsstadträtin Elke Kahr, KPÖ, zulassen. Doch Nagl und Eustacchio nahmen ihr die Entscheidung am Mittwoch aus der Hand, die ÖVP-FPÖ-Partner führten mehrere Punkte ins Treffen: So seien Leih-Scooter ökologisch bedenklich, denn sie wiesen nur eine kurze Haltbarkeit auf, das produziere Elektroschrott.
Rollen statt gehen
Außerdem ersetzten sie nicht Fahrten mit Kraftfahrzeugen, sondern Wege, die sonst zu Fuß erledigt würden. Zusätzlich bestehe eine erhöhte Unfallhäufigkeit. "Achtlos herumliegende E-Scooter stellen nicht nur für ältere Menschen eine unvertretbare Hürde im öffentlichen Raum dar", kommentiert Vizebürgermeister Eustacchio. Wien sollte "uns ein mahnendes Beispiel sein", legt Stadtchef Nagl nach. "Dort hat man versucht, mit einer ortspolizeilichen Verordnung dem Chaos Herr zu werden - jeodch mit bescheidenem Erfolg."
Damit wendet sich Graz als erste Stadt Österreichs von dem Leihsystem ab. Weltweit betrachtet sei man jedoch mit der Entscheidung nicht allein, betont Nagl: Auch Mailand und New York, die "hippsten Metropolen der Welt", hätten sich von Miet-Rollern verabschiedet.