WWF-Expertin nach "Luder"-Sager: „Aus meiner Sicht untragbar“
Von Christian Willim
Der KURIER trifft Marianne Götsch am Freitag auf dem Innsbrucker Landhausplatz. Hier wurde die Gewässerschutzsprecherin des WWF am Mittwoch von VP-Landesrat Josef Geisler vor laufender Kamera ein „widerwärtiges Luder“ genannt.
Der Eklat bei der Übergabe einer Petition gegen den Bau des Kraftwerks Tumpen-Habichen schlägt immer größere Wellen. Der Landeshauptmann-Stellvertreter hatte sich am Donnerstag zwar nach Veröffentlichung des Videos auf Nachfrage von Medien entschuldigt.
„Die Entschuldigungen waren aber ziemlich fadenscheinig und nicht glaubwürdig, weil sie neuerliche Verleumdungen auf die Beleidigung draufgesetzt haben“, sagt Götsch. So hat Geisler sich etwa zunächst via TT damit gerechtfertigt, dass ihm die Naturschützerin ins Wort gefallen wäre.
Noch mehr Öl ins Feuer
Dabei war es genau umgekehrt – wie der hochrangige VP-Politiker inzwischen eingestanden hat. Gegenüber dem KURIER wiederum hatte Geisler gemeint, er entschuldige sich, „wenn das falsch angekommen ist.“ Für Götsch stellt sich da wiederum die Frage: „Wie soll so etwas richtig ankommen?“
Die Oberländerin hatte zunächst nach einer am Freitagmorgen ergangenen schriftlichen Entschuldigung Geislers auch eine persönliche eingefordert. Das war jedoch noch, bevor sie einen am selben Tag von der Süddeutschen Zeitung zu der Causa veröffentlichten Bericht kannte.
Darin wird eine Sprecherin des hochrangigen VP-Politikers damit zitiert, dass Geisler die Aussage gegenüber Götsch demnach „ohne jedwede Aggression verwendet“ habe. „Luada“ werde „in Tirol umgangssprachlich für eine schlitzohrige, hartnäckige Person verwendet, die einen austrickst“.
„Das hat dem Fass den Boden ausgeschlagen“, sagt die WWF-Expertin. Sie will sich zwar keinem Gespräch mit Geisler verweigern, meint aber auch: „Ich erwarte, dass er die politischen Konsequenzen zieht, die durch so etwas notwendig werden. Aus meiner Sicht ist das untragbar, was er sich da geleistet hat.“
Für Götsch ist es offenkundig, „dass hier ein frauenverachtendes Menschenbild zur Schau getragen wird, das in einem hohen politischen Amt nichts zu suchen hat. Das zeichnet ein trauriges Bild von Tirol“.
Die Oberländerin ortet in Tirol generell ein reformbedürftiges Rollenbild von Mann und Frau. „Alltagssexismus ist hier immer noch stark vertreten“, sagt sie.
LH zu „Luder“-Sager
Tirols Landeshauptmann Günther Platter äußerte sich am Freitag lediglich mit einer dünnen schriftlichen Erklärung dem Vorfall. „Die Äußerung von Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler war eine indiskutable Entgleisung, für die er sich richtigerweise sofort in aller Form öffentlich und auch persönlich bei der Umweltaktivistin entschuldigt hat.“
Geisler hat mit Götsch inzwischen zumindest telefoniert.