Unis droht kalter Winter: 5.000 kamen zur Demo in Graz
Da versprach Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) Dienstagfrüh via Radio weitere 150 Millionen Euro für Österreichs Universitäten, doch ausgerechnet: Polascheks direkter Nachfolger als Rektor der Uni Graz richtete dem Minister Dienstagmittag aus: "Die 150 Millionen Euro bringen was. Aber das reicht nicht."
Laut Polizei demonstrierten geschätzt 4.000 bis 5.000 Angehörige der fünf steirischen Hochschulen – Rektoren, wissenschaftliches Personal, Verwaltungsmitarbeiter und Studierende – am Dienstag gegen die "Unis auf Sparflamme": Teuerung und Strompreise rissen allein in die Budgets der steirischen Unis ein Loch von rund 200 Millionen Euro. Geld, das Karl-Franzens-Universität, TU Graz, Medizinische Uni Graz, Kunstuni Graz sowie Montanuni Leoben nicht alleine und ohne Bundeshilfe aufbringen können.
Vor allem an der Technischen Uni sei die Lage wegen des höheren Stromverbrauchs durch Labors prekär, warnt Rektor Harald Kainz: 72 Millionen Euro fehlten im Budget für 2023 – bis zu 150 Kündigungen drohen. An der Uni Graz klafft eine Lücke von rund 45 Millionen Euro: Hier befürchtet man einen Abbau von bis zu 100 Jobs, sollten die Verhandlungen mit dem Bund nicht fruchten – das ginge auch mit Einschränkungen im Lehrbetrieb einher.
Die Unis forderten österreichweit 1,2 Milliarden Euro als Teuerungsausgleich für 2023, insgesamt versprach Polaschek nun ein Drittel davon. Den Protestierenden reicht der Zuschuss aber nicht. Sie zogen von der Uni Graz, der Kunst Uni und der TU Graz Richtung Innenstadt, die Schlussveranstaltung fand vor dem Opernhaus statt. Die Autofahrer und Öffi-Fahrgäste entlang der stark frequentierten Verkehrsachse mussten sich derweil gedulden. "Sperrt ihr uns die Unis, sperren wir euch die Straßen", rief Bundes-ÖH-Vorsitzende Sara Velić, Applaus brandete auf. Freilich, nicht alle Teilnehmer werden sie sowie die Reden der Rektoren gleich gut verstanden haben, die Verstärkeranlage der Mikrofone war viel zu schwach.
Kälte in den Hörsälen
Velić’ Grazer Kollegin Sarah Rossmann befürchtete, dass zuerst die Bibliotheken und dann die Lehrplätze geschlossen würden. "Danach wird es in den Hörsälen kälter und schließlich sitzen wir wieder im Distance Learning. Wie kann ein Minister, der selbst Rektor einer Uni war, so etwas zulassen?" Die Rektoren plagen vorerst Personalsorgen. "Wir befürchten, dass wir Nachwuchsstellen nicht anbieten können", mahnte Uni-Graz-Chef Riedler. Auch Professuren könnten offenbleiben: Das Szenario sei "sehr real", denn die Personalkosten machten 70 Prozent des Uni-Budgets aus.
Hellmut Samonigg, Rektor der Med Uni, warnte zugleich vor Engpässen auch abseits der Hochschulen: Sollte der Teuerungsausgleich nicht in der nötigen Höhe kommen, "wird das zu massiven Beeinträchtigungen in Lehre, in Forschung und auch im Bereich der ärztlichen Versorgung führen".