Chronik/Österreich

Tourismus: „Es wird ein leiserer Winter“

Der Lockdown im März traf viele Unternehmer, jene im touristischen Segment aber besonders hart. „Corona hat uns die Hauptsaison weggeschossen, das muss man einmal so sagen“, kommentiert Gernot Deutsch, Obmann des Thermen- und Vulkanlandes Steiermark. Erich Neuhold, Geschäftsführer von Steiermark Tourismus, rechnet vor: 4,9 Millionen Übernachtungen gab es in der abrupt beendeten Wintersaison 2019/’20  - ein Minus von 17 Prozent verglichen mit dem Jahr zuvor.

Grübeln wegen Reisewarnungen

Obwohl die Sommersaison gut lief, bangen die Experten um die bald startende Wintersaison. „Es wird herausfordernd“, betont Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP). Zwar gibt es keine explizite Reisewarnung anderer Staaten für die Steiermark, doch solche Maßnahmen treffen alle, wissen die Tourismusexperten.

Wie sehr die Steiermark darunter leiden werde, „kann man jetzt noch nicht sagen“, überlegt Neuhold. „Aber es wird sicher ein leiserer Winter sein, weniger Party, mehr Genuss.“ Wichtig sei, den Gästen das größtmögliche Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und dennoch ein ansprechendes Urlaubsangebot zu bieten.

In den Thermen wurde beispielsweise die Gästeanzahl drastisch reduziert, um den Platz- und Abstandserfordernissen gerechet zu werden, versichert Obmann Deutsch. Am Beispiel Bad Waltersdorf bedeutet das, dass statt bis zu 1.000 Tagesgäste nur noch 350 eingelassen werden. Jeder Gast werde registriert, egal, ob aus einem Hotel kommend oder nur mit Tageskarte. Auch die Essenszeiten wurden erweitert, um Ansammlungen zu umgehen: Mittagessen würde nun zwischen 11 und 15 Uhr gereicht, Abendessen bis um 22 Uhr.

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„Das ist ein gewisser Lerneffekt für die Leute“, sinniert Deutsch, der betont, dass in den Thermen auf das Tragen von Mund-Nasen-Schutz geachtet werde - selbst dann, wenn ein Gast mit ärztlichem Attest Befreiung begehre. „Da muss man dann schon aufpassen, es gibt ja extreme Verweigerer der Maskenpflicht“, betont Deutsch. „Wir haben gesagt, Hausordnung geht vor Gesetz, man kommt ja schließlich freiwillig zu uns.“

85 Prozent Sessel- und Schlepplifte

Wintertourismus wird freilich vielfach mit Skifahren gleichgesetzt. Sport im Freien sei ja geradezu ideal, merkt Fabrice Giradoni, Sprecher der steirischen Seilbahnen, an. Nur 15 Prozent der Beförderungsmittel seien außerdem Kabinenbahnen, der überwiegende Teil Schlepp- oder Sessellifte. An den Einstiegen wurden Leit- und Einbahnsysteme errichtet, als Mund-Nasen-Schutz könnten Schlauchschals dienen. „Wie Handschuhe ist das sowieso ein ganz normaler Ausrüstungsgegenstand im Winter.“

Ausbau trotz Krise

Trotz der Corona-Krise haben viele Betriebe über den Sommer investiert, ausgebaut oder das Angebot erweitert. Auf die Planai in Schladming führt ab Saisonstart eine neue Sesselbahn mit acht Plätzen: Die Lärchkogelbahn mit 62 Sesseln hat damit eine Beförderungskapazität von bis zu 3.500 Personen pro Stunde, sie ist 1,2 Kilometer lang, investiert wurden 12 Millionen Euro.

Auch die Reiteralm hat um rund acht Millionen Euro einen neuen Sechser-Sessellift mit 45 Sitzen errichtet, Planneralm und Präbichl haben neue Beschneiungsanlagen. Die Thermen haben unter anderem Saunalandschaften adaptiert, wobei sich Ruhezonen sogar vorab online ebenso reservieren lassen wie einzelne Liegen oder natürlich Tagestickets.