Tödlicher Schnee: "Kleingedrucktes" kann Leben retten
Von Petra Stacher
Fünf Todesopfer durch eine Lawine im freien Gelände in Spiss im Tiroler Bezirk Landeck sind der traurige Gipfel einer Serie von Lawinenunglücken. Allein 13 Abgänge wurden am Freitag von der Tiroler Leitstelle bis zum Nachmittag erfasst. Einer davon auch in Sölden. Fünf Personen wurden dort auf einer Skipiste von einer Lawine mitgerissen. Im Gegensatz zu den Wintersportlern in Spiss konnten die Verschütteten in Sölden aber lebend geborgen werden.
„Es schmerzt und macht traurig, wenn man tagelang warnt und dann passieren innerhalb von zwei Tagen über 50 registrierte Lawinenunfälle in Tirol“, zeigte sich der Chef des Lawinenwarndienstes Rudi Mair bedrückt. Erschreckend zeigte der Freitag damit, wie gefährlich die Situation auf den Bergen derzeit ist.
Die gefährliche Drei
In Tirol und Salzburg leuchtete die Lawinenkarte orange – die Signalfarbe für „Erhebliche Gefahr“ und Warnstufe drei, bei der die meisten Unglücke passieren. Klaus Wagenbichler, Lawinenexperte der Bergrettung, liefert dazu die Erklärung: „Drei markiert den Übergang von günstigen Bedingungen zu extremen.“ Die tatsächliche Gefahr sei dadurch für Sportler nur schwer einzuschätzen.
Dazu täuscht das Wetter: In Tirol herrschte am Freitag strahlend blauer Himmel. Die Versuchung, trotz Warnung einen Gipfel zu erklimmen, ist damit groß. Durch den vielen Neuschnee, die schwankenden Temperaturen und den anhaltenden Wind sind jedoch alle „Baumeister“ von Lawinen derzeit aktiv. Der Schnee wird verweht und sammelt sich an Stellen, wo er nur schwer Halt findet.
Vor jeder Tour sollte der Lawinenbericht genau studiert werden – zu finden auf lawine.at oder lawinen.at.
23 Prozent der Lawinenunglücke enden tödlich. Die Überlebenschance von Verschütteten nimmt nach 15 Minuten rapide ab.
Auch in den nächsten Tagen wird sich die Lage laut Wetterdienst Ubimet nicht entspannen. „Lawinen können aktuell schon von einzelnen Sportlern ausgelöst werden“, warnt auch Mair. Nur die Gefahrenstufe zu studieren, reiche deshalb nicht aus, das „Kleingedruckte“ – der genaue Lawinenbericht dahinter – müsse beachtet werden, gibt er Tipps. Generell erfordere es derzeit besondere Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr. Und die Disziplin, den Gipfelsieg vielleicht doch auf ein anderes Mal zu verschieben.