Chronik/Österreich

Tiroler Kontrollen: Hunderte durften nicht ausreisen

Seit Freitag wird die Ausreise aus Tirol streng kontrolliert. Damit soll die Ausbreitung der in Tirol besonders häufig auftretenden südafrikanischen Coronavirus-Variante eingedämmt werden.

Über 400 Mann von Polizei und Bundesheer sind auf Tirols Straßen, am Flughafen und bei Flugfeldern sowie im Bahnverkehr im Einsatz. Ihr Fazit: Bislang sind die Kontrollen größtenteils "problemlos" verlaufen.

16.145 Personen in 10.508 Fahrzeugen wurden kontrolliert: 459 Personen durften danach nicht ausreisen, weil sie keinen negativen Coronatest vorweisen konnten.

Hohe Akzeptanz

Insgesamt verliefen die Überprüfungen laut Exekutive ruhig und mit "hoher Akzeptanz", nur vereinzelt sei es zu "Unmutsäußerungen" gekommen.

Die meisten Reisenden hatten einen Test dabei, ansonsten hätten sich die vier mobilen Teststationen an den Grenzen zu Salzburg in Waidring, Hochfilzen und Pass Thurn sowie am Übergang nach Vorarlberg in Pettneu am Arlberg bewährt. Über 500 Tests wurden dort durchgeführt, wovon kein einziger ein positives Ergebnis hervorbrachte.

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Deutschland macht zu

Deutschland schließt ab Sonntag die Grenzen zu Tirol - auch Pendler sind nicht ausgenommen. Selbst ein Appell der EU-Kommission konnte die Deutschen nicht zum Umdenken bewegen.  

"Jetzt reicht's!", zeigte sich der deutsche Innenminister Horst Seehofer empört über die Interventionsversuche. "Die EU-Kommission hat bei der Impfstoffbeschaffung in den letzten Monaten genug Fehler gemacht", so der CSU-Politiker gegenüber der "Bild"-Zeitung.

"Die EU-Kommission sollte uns unterstützen und nicht durch wohlfeile Hinweise Knüppel zwischen die Beine werfen."

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In Tirol ist man naturgemäß wenig angetan vom Schritt des Nachbarn. Landeshauptmann Günther Platter und seine grüne Stellvertreterin Ingrid Felipe kritisierten, dass die Schließung tausenden Tirolern, die zur Arbeit nach Bayern pendeln, das Arbeiten verunmöglicht.

"Damit würde ein grenzüberschreitendes gemeinsames Arbeiten und Wirtschaften in den Grenzregionen so gut wie zum Erliegen kommen, was auch nicht im Sinne Deutschlands sein kann", so Platter.

Eine Ausnahmeregelung ist auch für ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth "unerlässlich". Immerhin würden 3.200 Tiroler ins Ausland pendeln, "viele davon nach Deutschland. 724 sind es beispielsweise allein im Bezirk Reutte".  Die De-facto-Grenzschließung sei ein "Affront gegenüber Pendlern", sagte er.

Söder: Kein zweites Ischgl

"Wir sind für ein freies Europa", aber in der Pandemie müsse die Sicherheit oben stehen, erklärte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder am Freitag. Der Schutz der Grenzen und ein Einreiseverbot für Menschen ohne negativen Corona-Test seien ganz entscheidende Schutzmaßnahmen.

"Wir brauchen diese Sicherheit." "Einmal Ischgl reicht - lieber an dieser Stelle auf Nummer sicher gehen", betonte der CSU-Chef.

219 Mutanten im Land

In Tirol sind 219 Fälle der südafrikanischen Coronavirus-Variante bestätigt, teilte das Land am Samstag mit. Insgesamt gab es 234 Verdachtsfälle.

Bei den insgesamt 277 Verdachtsfällen bzw. teilsequenzierten Fällen waren 135 aktiv positiv, wobei sich hier laut Land der Großteil der Fälle nach bisheriger Erfahrung bestätigen wird. Die 234 Verdachtsfälle sollen nun teil- bzw. vollsequenziert werden.

Über 60 Prozent der bestätigten und der Verdachtsfälle traten nach wie vor im Bezirk Schwaz auf, 20 Prozent im Bezirk Kufstein und elf Prozent im Bezirk Innsbruck-Land. Rund fünf Prozent der Fälle verzeichnete Innsbruck und etwas über einen Prozent die Bezirke Kitzbühel, Imst und Reutte, sowie unter einem Prozent die Bezirke Landeck und Lienz.