Tiroler Fahrverbote: Kampf gegen "Schleichwegerln" wird ausgedehnt
Von Christian Willim
„Video Killed the Radio Star“ sangen The Buggles 1979. Und nahmen damit die kurz darauf folgende Revolution der Musikbranche durch die Macht der auf eigenen Fernsehsendern ausgestrahlten Video-Clips vorweg. Dieses einschlägige Spartenprogramm hat sich freilich inzwischen mehrfach überholt.
Dem „Schleichwegerl“ hat ebenfalls der technologische Wandel längst den Garaus gemacht. Navis lotsen Ortsunkundige heute bei Stau auf einst nur Einheimischen und Eingeweihten bekannte Ausweichrouten: Zum Leidwesen der lokalen Bevölkerung entlang der Bundes-, Landes- und Gemeindestraßen.
Bevölkerung begrüßt die Verbote
Wenig überraschend kommen die zuletzt von der Tiroler Landesregierung für Reisewochenenden erlassenen Abfahrverbote entlang der Inntal- und Brennerautobahn im Bundesland gut an.
Eine Blitzumfrage des Innsbrucker Meinungsforschungsinstituts IMAD (508 Befragte) der ehemaligen Innsbrucker ÖVP-Gemeinderätin Barbara Traweger-Ravanelli kommt zum Ergebnis: 9 von 10 Tirolern sind der Ansicht, dass das temporäre
Fahrverbot zur Umfahrung von Staus eine gerechtfertigte Maßnahme ist.
Wie bereits angekündigt, wurden am Freitag von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) weitere Verschärfungen präsentiert. „Wir setzen den Kampf gegen den Transitverkehr massiv fort“, sagte Platter bei einer Pressekonferenz.
„Navis zeigen Reisenden schon den kleinsten Feldweg an“, erklärte Felipe die Problematik. Das niederrangige Straßennetz, insbesondere Ortsdurchfahrten, sei für derartige Belastungen nicht gemacht.
In und um Kufstein nahe der bayerischen Grenze werden vier Dosierampeln auf den Bundesstraßen installiert, eine bereits im Winter genutzte aktiviert. Ab 6. Juli schalten sie an Reisewochenenden bei Bedarf auf rot und halten Stau- und Mautflüchtlinge auf, bevor sie in den Gemeinden der Region einen Verkehrskollaps produzieren.
Schlupflöcher gestopft
Nahe Kufstein werden zwei weitere Autobahnabfahrverbote zu den bereits an Inntal- und Brennerautobahn bestehenden verordnet. Im Großraum Innsbruck sind für Italienurlauber drei bisher offene Schleichwege künftig tabu, damit diese Pkw-Fahrer auf der Autobahn bleiben.
Abseits der Tiroler Autobahnen ist die Fernpass-Bundesstraße eine notorisch vom Pkw-Transit verstopfte Strecke. Hier wird die Abfahrt Nord der Bezirkshauptstadt Reutte und jene der Stadt Vils für Ausweichverkehr dichtgemacht – bei Bedarf schon dieses Wochenende.
Im Winter sind es nach Tirol reisende Skitouristen, die für Staus sorgen. Laut Felipe müsse man schauen, dass auch sie „Hauptverkehrsachsen nutzen“. Platter versichert, dass es entsprechende Maßnahmen geben werde.