Tierschutzverein befürchtet: Liebe ist von kurzer Dauer
Von Teresa Sturm
Seit Wochen sind die Freizeitaktivitäten massiv eingeschränkt, die Menschen verbringen weit mehr Zeit zu Hause. Und auch die Einsamkeit hat bei manchen zugenommen. Da liegt es durchaus nahe, sich in der Krise tierische Gesellschaft zu holen. Wie der KURIER berichtete, haben die Anfragen nach Haustieren mancherorts zugenommen.
Im Wiener Tierschutzhaus etwa gibt es täglich mehr als doppelt so viele Anfragen als in normalen Zeiten, an manchen Tagen sogar dreimal so viele. Das Haus ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie für externe Besucher geschlossen. Derzeit leben dort in Vösendorf etwa 1.100 Tiere. Darunter Hunde, Katzen, Klein- aber auch Wildtiere. Notfälle werden auch jetzt aufgenommen. Doch Tiervergaben sind im Moment nicht möglich. „Wir merken aber, dass in den vergangenen Wochen die Nachfrage extrem gestiegen ist“, sagt Oliver Bayer, Pressesprecher des Wiener Tierschutzvereins. „Wir kriegen viele Anrufe von Leuten, die genau jetzt ein Tier nehmen wollen. Aus unserer Sicht ist das aber der vollkommen falsche Zeitpunkt.“
Was danach passiert
Das Bedürfnis passiere, so Bayer, aus den falschen Gründen. Viele Menschen hätten jetzt mehr Zeit als sonst. „Aber da sind wir schon beim Punkt. Sie machen sich zu wenig Gedanken darüber, was nachher ist.“ Dadurch, dass in einigen Wochen wieder die Schule starte, viele zurück an ihren Arbeitsplätze gehen würden und das soziale Leben wieder mehr werde, glaubt Bayer, dass viele Tierbesitzer ihre Entscheidung bald bereuen würden. „Ich befürchte da eine extrem hohe Rücklaufquote.“
Vergabe mit Abstand
Im Wiener Tierquartier hat man schon vor zwei Wochen wieder mit der Tiervergabe begonnen. Das heißt mit einem Sicherheitsabstand können die Tiere von Interessierten auch besucht werden.
Nina-Maria Zinn-Zinnenburg, Leiterin des Tierheims Krems, spricht von „enorm vielen Anfragen“. „Per Mail, telefonisch. Ich sitze stundenlang vorm PC“, sagt sie. Auch hier gebe es deshalb viele Anfragen, weil die Menschen jetzt mehr Zeit für Tiere hätten. Zinn-Zinnenburg weist aber darauf hin, dass es – auch, wenn es wieder möglich ist – Tiere nie leichtfertig vergeben werden. Was für sie neu ist: „In der Zeit der Krise wollte keine einzige Person sein Haustier abgeben. Das kommt sonst nie vor.“ Erleichtert ist sie, dass die Krise zumindest im Frühjahr ausgebrochen sei. „Wenn das im Hochsommer passiert, wäre es eine Katastrophe.“ Da werde man mit Katzenbabys fast „überschwemmt“.
Anders als seine Kollegen sieht Willi Stiowicek, Obmann vom Tierschutzverein St. Pölten, derzeit keinen markanten Anstieg der Anfragen. Die Katastrophe liegt für ihn vor allem im finanziellen Bereich: „Wir haben momentan keine Einnahmen. Es wäre wichtig, dass die Behörden auch an die Tierheime denken würden.“