Tätersuche nach Angriff auf Präsident der jüdischen Gemeinde in Graz
Nach dem tätlichen Angriff auf den Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, am Samstagabend in Graz sucht die Polizei nun fieberhaft nach dem unbekannten Täter. Er war vermutlich mit einem Baseballschläger auf Rosen losgegangen, als dieser ihn vor der Synagoge zur Rede stellen wollte, weil er einen Stein in der Hand gehabt hatte.
Die Staatsanwaltschaft Graz hat nun die Veröffentlichung der Bilder der Überwachungskamera angeordnet. Der Mann war aufgenommen worden, als er am Mittwoch und in der Nacht auf Samstag die Außenwand der Synagoge beschmiert bzw. Betonteile gegen die Fenster des Gebäudes geworfen hatte.
Laut Beschreibung handelt es sich um einen 20 bis 35 Jahre alten Mann. Er ist etwa 1,70 Meter groß, schlank mit schwarzem Vollbart. Er trug eine auffällige weiße Baseballkappe, Jeans und einen dunklen Rucksack.
Er war mit einem roten Mountainbike unterwegs. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung bittet um Hinweise zur Identität der abgebildeten Person an den Journaldienst, die Telefonnummer lautet 059133-60-8333.
Rosen war am Samstagabend, als er sein Auto verlassen hatte, von dem Unbekannten mit einem Holzprügel, offenbar einem Baseballschläger, angegriffen worden.
Der Präsident flüchtete in letzter Sekunde zurück ins Auto, wo er die Zentralverriegelung aktivierte. Danach schlug der Angreifer noch mit dem Baseballschläger auf das Fahrzeug ein, bevor er mit seinem Fahrrad flüchtete.
Am heutigen Sonntag ruft die jüdische österreichische Hochschülerschaft in Graz zu einer Solidaritätskundgebung auf. Ab 17 Uhr soll der Marsch am Hauptbahnhof Graz starten und in einer Abschlusskundgebung vor der Synagoge am David-Herzog-Platz zu Ende gehen.
Unterdessen meldeten sich einige hochrangige österreichische Politiker zu Wort, die den Angriff auf Rosen verurteilen.
Auch die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) und Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt äußert sich zum tätlichen Angriff auf Rosen: „Dass Juden nun auch in Österreich tätlich angegriffen werden ist unerträglich und absolut inakzeptabel. Es überschreitet einmal mehr eine rote Linie. Im Europa des 21. Jahrhunderts ist das leider traurige Realität geworden, indem sich der Hass auf Juden und auch auf Israel verbal, physisch sowie digital seinen Weg bahnt.
Kritik an Behörden
Völlig unverständlich ist für Goldschmidt, dass "die Behörden der Steiermark und Österreichs, zumal nach zwei jüngst erfolgten Angriffen auf jüdische Einrichtungen in Graz nicht unverzüglich für Sicherheit gesorgt haben, um sie zu schützen."
Für den Oberrabbiner ist klar, dass wegen des wachsenden Trends schwerer antisemitischer Straftaten hier hätte gewarnt sein müssen.
Vertreter anderer Religionen verurteilen Angriffe
Auch andere Religionsgemeinschaften sind erschüttert von den Vorfällen in Graz. Mit Betroffenheit hat der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld auf den Angriff reagiert. Es sei „schrecklich genug“, dass die Synagoge und das Gemeindehaus in den Tagen zuvor attackiert worden seien – „der physische Angriff auf den Präsidenten der IKG Graz ist aber noch einmal etwas anderes. Ich verurteile diese antisemitische Untat aufs Schärfste“, schreibt Hennefeld in einer Aussendung am Samstagabend.
"Die wiederholten Angriffe auf die Grazer Synagoge erschrecken mich. Mein erster Gedanke gilt Herrn Rosen", twitterte Kardinal Christoph Schönborn am Samstagabend. „Antisemitismus darf nie mehr Platz finden in Österreich!", appellierte der katholische Wiener Erzbischof.
Ähnlich äußerte sich der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural, ebenfalls auf Twitter: „Antisemitismus und Hetze haben keinen Platz in unserer Gesellschaft! Meine volle Solidarität gilt der jüdischen Gemeinschaft", twitterte er.
Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) verurteilt den Angriff: "Unsere Mitgefühl und Gedanken sind bei Elie Rosen und der jüdischen Gemeinde in Graz. In Österreich darf heute, morgen und auch übermorgen Judenhass und Antisemitismus keinen Platz haben. Wir solidarisieren uns in Österreich lebenden JudenInnen und fordern dass die Täter rasch ausgeforscht und für ihre Tat zur Rechenschaft gezogen werden."