Chronik/Österreich

Sigi Maurer und Co.: Ihre Vorsätze nach einem harten Jahr

Ob blitzartiger Parteirauschmiss, aufsehenerregendes Gerichtsverfahren oder sportliche Bruchlandung: Das Jahr 2018 barg für einige prominente Österreicher böse Überraschungen. Bei manch einem war es selbstverschuldet. Bei manch einem nicht. Aber an allen ist das Jahr nicht spurlos vorübergegangen. Zeit also, über 2018 zu reflektieren und für das neue Jahr aus so manchem Fehler zu lernen.

Roman Rafreider:

2018 sorgte Roman Rafreider für Gesprächsstoff im Rahmen der #MeToo-Debatte. Anfang Oktober wurde der ZiB-Moderator von seiner Ex-Freundin wegen Körperverletzung und gefährlicher Drohung angezeigt. Er wurde beurlaubt, ein späteres Ermittlungsverfahren eingestellt. Dennoch bewegte der Fall die Öffentlichkeit. Auch, weil sich Rafreider in diversen Interviews an selbige wandte. Ende Jänner soll der Moderator nun wieder in den ORF zurückkehren.

Auf persönlicher Ebene machte dem Anchorman die mediale Überaufmerksamkeit durchaus zu schaffen, wie er in Interviews mehrmals betonte. Aber auch für ihn gilt der Spruch: Es gibt nichts Schlechtes, an dem nicht auch etwas Gutes ist. „So langsam glaube ich, dass ich diesen Super-GAU gebraucht habe, um endlich das zu tun, was ich schon lange tun wollte“, so der Moderator. Konkret sei das Folgendes: Er wolle „nur im Hier und Jetzt leben und nach vorne blicken“ sowie „das Gift, das da in mein Leben gebracht wurde, nicht trinken“. Entschlossen blickt er ins neue Jahr: „Ich habe bereits fixiert, dass 2019 ein fantastisches Jahr wird.“

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Efgani Dönmez:

Apropos #MeToo: „Mein Neujahrsvorsatz ist weniger zu twittern und nicht über Knie oder andere Körperteile zu sprechen“, nimmt sich Efgani Dönmez für 2019 vor. Ein vielleicht merkwürdiger Vorsatz für jene, die die Geschichte nicht kennen. Was ist passiert? Anfang September antwortete der einstige Grünen-Politiker, der 2017 zur ÖVP wechselte, auf die Frage, wie die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) zu ihrem Amt gekommen sei: "Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort." Daraufhin schloss ihn die ÖVP aus dem Parlamentsklub aus. Vollkommen zurecht, wie die einhellige Reaktion zahlreicher Kommentartoren lautete.

Seither sitzt Dönmez als wilder Abgeordneter im Nationalrat. Schon unmittelbar nach dem Vorfall fühlte sich der 42-Jährige missverstanden. Wirklich gelernt hat er offenbar noch immer nichts daraus. Der Kurznachrichtendienst Twitter selbst sei mitverantwortlich für sein durchwachsenes Jahr. „In einem Medium, welche ihre Leserschaft nur über 140 Zeichen erreichen kann, ist intellektuell anspruchsvolle Informationsvermittlung nicht möglich. Diese Lücke wird dafür mit Hysterie, Emotionen und Interpretationen gefüllt“, sagt er zum KURIER.

Das neue Jahr soll nun ganz im Zeichen seiner politischen Agenda stehen. So wolle er weiter vor den „neuen Islamisten in Anzügen der 2.0 Generation warnen“ und jeden vorführen, der „diese Herrschaften unterstützt“. Abseits des Politischen nimmt sich Dönmez auch etwas vor. Er wolle „noch weniger Wert auf Lob, Ehre und Ruhm“ legen.

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Sigrid Maurer:

Auch Sigi Maurer wurde im vergangenen Jahr Teil der #MeToo-Diskussion, wenn auch von der anderen Seite. Im Mai bekam die ehemalige Grünen-Politikerin eine obszöne Nachricht via Facebook - als sie diese öffentlich machte, wurde sie verklagt und schließlich wegen übler Nachrede schuldig gesprochen. Turbulent beschreibt also nur unzureichend, wie das Jahr von Sigi Maurer verlaufen ist. Dennoch zeigt sich Maurer, die sich selbst „tendenziell erbarmungslos“ nennt, am Ende des Jahres friedfertig. „Die Causa Craftbeer hat mich viel Zeit gekostet, der große Zuspruch hat mir aber auch viel Kraft gegeben“, sagt die 33-Jährige gegenüber dem KURIER.

Zudem sei sie sich sicher, dass die Diskussionen über #MeToo und ihren Fall die Gesellschaft im Kampf gegen den Sexismus weitergebracht hätten. Ihr Resümee für 2018 lautet: „durchwachsen“. Auf das neue Jahr geht Maurer optimistisch zu. Sie wünsche sich, „dass es uns gelingt, eine Gesetzesänderung herbeizuführen, die es Betroffenen von Hass im Netz ermöglicht, sich leichter zu wehren.“

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Martha Bißmann:

Zuerst weigerte sich Martha Bißmann, auf ihr Mandat in der „Liste Jetzt“ - damals noch „Liste Pilz“ - zugunsten von Peter Pilz zu verzichten. Dann zeigte sie sich mit dem ausgetretenen Tierschutzsprecher Sebastian Bohrn Mena solidarisch. Das war der Partei offensichtlich zu viel. Das Ergebnis: Die Energie- und Umweltmanagerin wurde im Sommer kurzerhand aus der Partei geschmissen – und musste zuvor eine kleine Lawine öffentlicher Kritik wegstecken.

Ich habe mich, nach anfänglichen Überlegungen auf mein Mandat für Peter Pilz zu verzichten, fest entschlossen, Abgeordnete zu bleiben. Was nicht einfach war. Denn der Druck, der auf mich ausgeübt wurde, war massiv und hat mich völlig überrumpelt“, sagt die nun wilde Abgeordnete. Dennoch scheint Bißmann den Zwist mittlerweile verkraftet zu haben. „Der Ausschluss, so schmerzlich dieser auch war, gibt nun beiden Seiten die Chance auf Neustart.“

Für 2019 wünscht sich die 38-Jährige „eine echte Versöhnung“ mit ihrer ehemaligen Fraktion. Politisch will sie sich weiterhin ihrem Kernthema widmen. „Ich wünsche mir, dass die Ökologiewende endlich Fahrt aufnimmt und der Klimawandel als riesige Chance für den positiven gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel verstanden wird.“ 

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Goran Djuricin:

Es begann mit einem Einzug ins Cupfinale und endete mit „Gogo raus“-Rufen von der Westtribüne: Die Karriere von Goran Djuricin als Rapid-Cheftrainer war kurz, der Abschied unschön. Unmittelbar nach einer 0:2-Niederlage gegen St. Pölten im September wurde der 43-Jährige beurlaubt. Sein Fazit für 2018 fällt dementsprechend wenig erfreulich aus: „Das Jahr war im Rückblick gesehen ganz bestimmt eines der emotionalsten und herausforderndsten Jahre meines Lebens“, sagt Djuricin.

Viele Dinge seien „sehr positiv bewegend“ gewesen, einige aber auch „physisch und psychisch belastend“. Trotzdem hat er die Lust am Trainer-Dasein offensichtlich nicht verloren. Denn für das kommende Jahr wünscht sich der Wiener nicht nur „Gesundheit für meine Familie und Freunde“, sondern auch eine „neue herausfordernde Aufgabe als Trainer“.

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Peter Kolba:

Das nächste Opfer der "Liste Pilz": Für Kolba war es ein Jahr der Extreme. „2018 war für mich eine Hochschaubahn. Ganz oben als Klubobmann der Liste Pilz, ganz unten bei der Zurücklegung meines Mandats und derzeit im Aufstieg auf die nächste Höhe mit dem Verbraucherschutzverein“, so der 59-Jährige zum KURIER. Aber der Reihe nach: Im November 2017 übernahm Kolba die "Liste Pilz" als Klubobmann, nachdem sich Peter Pilz nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung zurückzog. Im Mai dieses Jahres legte der Verbraucherschützer sein Mandat zurück und verkündete auf Twitter, er wolle nichts mehr mit der Partei zu tun haben. Angeblich aufgrund innerparteilicher Querelen.

Wenn Kolba jetzt zurückblickt, dann klingt das so: „Es war ein gutes, aber höchst anstrengendes Jahr; konfliktreich, aber letztlich auch sehr erfolgreich.“ Er habe es sich nie erträumen lassen, als Klubobmann im Parlament Reden zu halten. 2019 möchte er es langsamer angehen. „Seit 2017 habe ich viel gegründet und aufgebaut. Ich hoffe jetzt kommt eine ruhigere Zeit.“

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Thomas Szekeres:

2018 wurde der Präsident der Ärztekammer zu einer Leitfigur im Kampf für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie. Er initiierte gemeinsam mit der Krebshilfe ein Volksbegehren und wurde nicht müde, in der Öffentlichkeit auf die Dringlichkeit dieses Verbots aufmerksam zu machen. Letztendlich aber scheiterte er. Die Regierung lehnte eine Volksabstimmung zum Rauchverbot ab.

Szerekes aber scheint ein Mann der Hoffnung zu sein: „Ich wünsche mir, dass die Bundespolitik zur Vernunft zurückkehrt und die Gesundheit der Österreicher den hohen Stellenwert bekommt, den sie verdient. Denn die Gesundheit ist unser höchstes Gut und darf nicht auf dem Altar des Populismus für ein paar Wählerstimmen gegen jede Vernunft geopfert werden.“ Dementsprechend wünsche er sich ein Einlenken der Regierung und die Wiedereinführung des generellen Rauchverbotes in der Gastronomie, „vor allem für unsere Kinder“.  Der Mediziner kennt aber nicht nur das Thema Rauchverbot. Auch bei der angekündigten Kassenreform will er die Pläne der Regierung „ganz genau beobachten“.

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Walfried Janka:

2018 sorgte der Fall des 52-Jährigen für Furore. Als Baby wurde er vom Jugendamt bei einer Pflegemutter untergebracht, die zuvor ihr eigenes Kind getötet hatte. Es folgten Jahre der Misshandlung und Vernachlässigung. Man kann sagen, dass Janka in seinem Leben kaum schöne Jahre hatte. Dennoch musste er im vergangenen Jahr einen für ihn besonders schweren Rückschlag einstecken. Für die vielen Qualen forderte Janka Schadenersatz in der Höhe von 500.000 Euro vom Land Steiermark. Der entsprechende KURIER-Bericht sorgte landesweit für Aufsehen. Das Land Steiermark lehnte jedoch die Wiedergutmachung ab.

Nun versucht Janka mit Crowd-Funding 20.000 Euro zusammenzubekommen, um den Rechtsstreit mit dem Land führen zu können. Es liegt also auf der Hand, was sich Janka für das kommende Jahr wünscht: „Ich möchte die Amtshaftungsklage gegen das Land Steiermark einreichen und gewinnen. Das Land darf nicht damit davonkommen, dass ich als Kind gequält, gefoltert, missbraucht und auch der Bildung beraubt wurde.“ Diesen Sieg brauche er, um überhaupt überleben zu können, wie er sagt. „Nur mit einem großen Unterschied, das ich 2019 nicht mehr alleine bin, und über 1.000 Menschen an meiner Seite mitkämpfen.“

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