Schulabmeldungen: Nicht jeder darf in häuslichen Unterricht
Die Zahl der Schulabmeldungen ist heuer auf einem Höchststand. 7.500 Schüler wurden abgemeldet und daheim unterrichtet (1.000 sind wieder in die Klassen zurückgekehrt, Anm.). Möglich ist das durch das Einbringen eines einfachen Formulars. Doch nun stellt das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) fest: Nicht jeder Schüler kann einfach abgemeldet werden.
Der konkrete Fall ereignete sich in Wien. Eine Mutter brachte im vergangenen Juli den Antrag für die Teilnahme ihres Kindes am häuslichen Unterricht ein. Das Kind besuchte zuletzt die 4. Klasse eines Gymnasiums.
Mehrere Fünfer
Doch die Bildungsdirektion untersagte den häuslichen Unterricht. Begründung: Das Kind hatte die achte Schulstufe nicht erfolgreich abgeschlossen, gleich in mehreren Fächern einen Fünfer. Ein Aufstieg in die nächste Klasse war somit ohnehin kein Thema. Das Kind muss die Klasse wiederholen. Und das kann nicht im häuslichen Unterricht passieren.
Die Mutter ließ nicht locker. Sie brachte eine Beschwerde ein und begründete sie damit, dass sich ihr Kind nicht den Corona-Maßnahmen in der Schule unterziehen wolle. Doch das BVwG folgte der Sicht der Bildungsdirektion: Das Wiederholen einer Klasse ist nur im Rahmen eines Schulbesuchs möglich.
Auch abseits dieses Falles wird die Regelung für Heimunterricht strenger. Künftig muss das schon Anfang Juli kundgetan werden (bisher war das bis Anfang September möglich). Außerdem müssen kurz vor den Semesterferien „Reflexionsgespräche“ zwischen Erziehungsberechtigten, Kindern und der Schulleitung stattfinden.
Gespräche wirken
Die meisten Schüler kehrten im Bundesländervergleich in Wien wieder in ihre Klassen zurück, konkret 353 von 870 zu Schulbeginn abgemeldeten. Geschafft hat das die Bildungsdirektion durch intensive Aufklärung der Eltern in Einzelgesprächen mit Schulpsychologen.
Zusätzlich wurden Fragebögen versandt und eine Online-Veranstaltung mit 74 betroffenen Eltern abgehalten, um die Motive zu ergründen. Das Ergebnis: Mehr als ein Drittel der Kinder wurde wegen der Corona-Situation abgemeldet (siehe Grafik unten).
„Die deutliche Reduktion der zum häuslichen Unterricht angemeldeten Schüler in Wien zeigt, dass es sich immer lohnt, mit allen Beteiligten zu kommunizieren“, sagt Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) und dankt Bildungsdirektor Heinrich Himmer und seinem Team.
Die Bundesregierung habe viel Unsicherheit bei Schülern und Eltern verursacht. Diese konnte durch die persönlichen Gespräche zum Großteil genommen werden, so Wiederkehr. Für ihn ein Grund zur Freude. Der soziale Austausch in der Schule sei für die Kinder doch „enorm wichtig“.