Rupertikirtag ist eröffnet: Ein Höhenflug im Kettenkarussell
Von Sabine Salzmann
„Vorsicht, wir fahren los“, ruft Alexandra Deisenhammer und der Sturmsegler setzt sich in Bewegung. Das Fahrgeschäft ist ein Familienerbe: 1936 von der Großmutter konstruiert, drehen die Boote bis heute jedes Jahr am Ehrentag des Salzburger Schutzpatrons hier ihre Runden. „Eine Ehre, so direkt am Dom zu stehen“, schwärmt die Schaustellerin. „Wir geben es von Generation zu Generation weiter. Mein Sohn ist der nächste.“
Noch älter ist das Kettenkarussell aus dem Jahr 1848: So lange setzen schon Junge und Junggebliebene zu Höhenflügen an. „Hier geht es nicht darum, wer möglichst laut ist oder wo das meiste Licht blinkt“, freut sich Johanna Racz über den Salzburger Jahrmarkttrubel mit Stil. Zum 45. Mal ist die Schausteller-Familie schon am Rupertikirtag vertreten. Und die Seniorchefin wartet in der Schießbude auf die nächsten, die ihr Glück versuchen wollen. Stofftiere in allen Größen sind die pure Verlockung für Kinder. Und wer nicht trifft, bekommt auch einen Preis. Da kann die Chefin schon einmal ein Auge zudrücken.
Ein paar Meter weiter füllt Sabine Glier gebratene Mandeln im Rekordtempo ab: „Die Stimmung ist perfekt. Die Leute sind so wahnsinnig froh, dass sie wieder ganz ohne Corona-Einschränkungen feiern können“, freut sie sich mit. Salzburg kann mit München oder Wien in der Kirtag-Beliebtheit locker mithalten.
Kirtagtreiben ganz ohne Corona-Maßnahmen
Das Organisationskomitee des Salzburger Altstadtverbandes mit Geschäftsführerin Sandra Woglar-Meyer an der Spitze kann dem nur zustimmen: „Wir eröffnen heute den Kirtag mit einem wunderbaren Gefühl. Tradition ist uns wichtig: Die Domplatzbühne haben wir rein mit Brauchtum bespielt.“
Von Kulinarik bis Handwerkskunst wird alles geboten: Zum 35. Mal wird in der Handwerkshütte der ehemaligen Druckerei Huttegger die Papier- und Buchdruckerkunst gezeigt. Der alljährliche Kirtagsdruck auf handgeschöpftem Büttenpapier ist bei Sammlern begehrt.
Klimaschonend, aber trotzdem Wermutstropfen für viele: Der Rupertikirtag muss heuer ohne traditionelles Feuerwerk auskommen. Es gab vom Verkehrsministerium keine Genehmigung.
Der Andrang ist groß
Der offizielle Startschuss zum 45. Domkirchweihfest zu Ruperti fiel am Mittwoch: Bürgergarde, Trachtenmusikkapelle Maxglan und Bindertänzer marschierten ein, Hans Wurst Johannes Rupert Franz zog die Marktfahne auf und Bürgermeister Harald Preuner schlug das Bierfass an. Heuer neu: Dompfarrer und Generalvikar Roland Rasser schnitt das zu Ehren des Heiligen Rupertus kreierte „Rupertibrot“ an. Gerade noch rechtzeitig blinzelte am Mittwoch auch die Sonne durch und wärmte jene, die ihre Tracht nicht unter Mänteln und Jacken verbergen wollten.
Wer sich noch einen klebrigen Mund voller Zuckerwatte holen oder auf einem von 15 Fahrgeschäften kreischen möchte: Das traditionelle Salzburger Kirtagstreiben dauert noch bis Sonntag.