Chronik/Österreich

Perchten wünschen in Salzburg: „An Fried, an Reim und an Gsund!“

In der Hochphase der Corona-Pandemie war kein Platz für Massenveranstaltungen. Das Brauchtum wurde deshalb in den vergangenen zwei Wintern in die Zwangspause geschickt oder konnte nur unter Auflagen stattfinden. Jetzt erstehen uralte Traditionen wieder auf. Der KURIER widmet diesem Comeback eine Serie, die in loser Folge Folklore von Wien bis Vorarlberg vorstellt.

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Die Perchten – besser bekannt als krampusähnliche wilde Gesellen – haben auch ihre schöne Seite: Dann, wenn sie sich mit meterhohen, reich geschmückten Kappen verneigen. Die Schönperchten wecken der Überlieferung nach das Licht und die fruchtbringenden Geister des Frühlings.

Die hässlichen Begleiter (Schiachperchten) mit ihren geschnitzten Larven vertreiben das Böse und die Hexen kehren es davon. Es ist ein uralter Brauch mit vielen Gesichtern.

Zu dem mystischen Schauspiel gehören allerhand weitere Wesen wie Tannenzapfenmandl oder Habergeiß, der dämonenhaften Ziegengestalt. Der Schneider werkt wieder mit einer langen Holzschere. Die Heiligen Drei Könige reiten hoch zu Ross mit. Der Hanswurst und ein Kobold treiben ihr Unwesen.

Vorfreude auf Umzug ist groß

Beim Pongauer Perchtenlauf, der am Dreikönigstag in Altenmarkt stattfindet, wirken rund 240 Aktive und 140 Helfer aus den örtlichen Vereinen mit. Die Vorfreude ist nach Corona noch größer.

Seit Wochen laufen intensive Vorbereitungen: Eingerissene Gurte werden repariert, Spiegel aufpoliert und neue Blumen aufgeklebt. „Es geht darum, alles wieder frisch zu machen. Wir holen die Figuren aus dem Winterschlaf“, so Perchtenhauptmann Manfred Steger über die letzten Arbeiten.

2019 übernahm er erstmals beim großen Umzug, damals mit viel Schnee, das Kommando und brachte „An Fried, an Reim und an Gsund“ (Frieden, Glück und Gesundheit) nach Altenmarkt. Dann kam Corona. „Wir sind sehr froh, dass die Tradition heuer so wie früher stattfinden kann.“

Schönperchten mit mächtigen Kappen

21 Schönperchtenkappen werden in Altenmarkt ausgeführt: Die Tafeln, die bis zu 40 Kilo wiegen, sind mit Blüten, Schmuck oder Pfauenfedern reich verziert. Die schweren Gestelle lasten auf dem Kopf. An verschiedenen Stationen verneigen sie sich und erweisen ihre Referenzen.

„Begleiterinnen“ sind Burschen, die sich in Frauentracht herausputzen. Warum der Brauch keine Damen erlaubt? Darüber kann nur spekuliert werden. Ein sittsamer Brauch sollte es früher sein, vermuten Kenner. Die Kirche habe sich von dem mystischen Treiben immer schon distanziert.

Hauptmann Steger: „Die vielen Spiegeln auf den Kappen sind eine typische Symbolik fürs Frühjahr.“ Sie sollen die Sonnenstrahlen einfangen, vervielfachen und noch schneller die Dunkelheit im Land vertreiben.

Auch regionale Figuren sind Teil des mystischen Spektakels

Besondere Begleiter sind in dem wilden Treiben auch regionale Figuren wie der Tappenkarlindwurm, eine Sagengestalt, die vor langer Zeit im nahen Gebirgssee gehaust haben soll.

Das Interesse an dem mystischen Brauch ist traditionell groß: Das beweisen die Besucherzahlen. Auch heuer rechnen die Perchten wieder mit bis zu 6.000 Zuschauern. Meteorologen versprechen Prachtwetter.

Bleibt in der Skiregion nur der Wunsch, dass in dieser schneearmen Saison Wintermächte nicht ganz davongejagt werden.