Chronik/Österreich

Ökostrom: Wind für die Aufholjagd nutzen

Österreich, das Land am Strome, nutzt seine geografischen Gegebenheiten seit jeher für die Stromerzeugung. Und das beschert laut Eurostat EU-weit den 2. Platz beim Öko-Strom-Ranking. 73,2 Prozent des inländischen Gesamtstromverbrauchs wurden 2018 aus Wasserkraft, Wind, Sonne und Biomasse erzeugt.

Den Löwenanteil liefert die Wasserkraft (61 Prozent) 15 Prozent die Erneuerbaren (rund 11 Prozent davon Windenergie). Zum Erreichen der Klimaziele von Paris und jenen der EU ist das nicht genug, vor allem weil Österreich beim erneuerbaren Anteil am Gesamtenergieverbrauch mit 32,6 Prozent zurückfällt und nur noch Platz fünf belegt. Mit einer Ausbauquote von 2,4 Prozent in den letzten zehn Jahren wird Österreich immer mehr zum Schlusslicht, wie aus Eurostat-Daten hervorgeht. Nur Rumänien, Slowenien und Ungarn investieren hier noch weniger. Es besteht also Aufholbedarf – großes Potenzial sieht man bei der Stromerzeugung.

So hat die türkis-grüne Regierung in ihrem Programm festgeschrieben: Bis 2030 wird Strom zu 100 Prozent aus Erneuerbaren kommen. „Um das zu erreichen, soll die Erzeugung durch Windkraftanlagen fast verdreifacht werden“, erläutert Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Das sei ein ehrgeiziges, aber schaffbares Ziel – sofern „die nötigen Rahmenbedingen geschaffen werden“.

Rahmenbedingungen

Mit der Ökostromnovelle im November wurden Förderverträge für rund 320 neue Anlagen bis 2024 vergeben. „Das sind 80 pro Jahr, damit kann die Stromerzeugung um ein Drittel erhöht werden. Es müssten aber 120 Anlagen sein“, betont Moidl, nur dann würde man es bis 2030 schaffen. Er hofft auf ein neues Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das die Errichtung von Windrädern beschleunigt. „Derzeit fahren wir mit Handbremse, während die Klimaentwicklung nicht auf uns wartet“, meint Moidl.

Alle Inhalte anzeigen

Auch das Land NÖ wartet auf das neue EAG – hier stehen mit 755 Windkraftanlagen österreichweit die meisten. 100 Projekte wären seitens des Landes genehmigt, die Fördertarife sind ausständig, sie werden mit dem EAG festgelegt. „Wir brauchen jede Form der Erneuerbaren Energie. In Niederösterreich sind wir dem Bund 15 Jahre voraus, seit 2015 wird der Strombedarf zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Quellen gedeckt“, betont Landesrat Stephan Pernkopf.

Seitens der EVN, dem Energieversorger des Landes, setzt man nicht nur auf Erhöhung der Zahl der Anlagen, sondern auf Effizienzsteigerung bei bestehenden Windparks. „Wir tragen alte Anlagen ab und stellen neue auf“, erklärt Sprecher Stefan Zach. Mit drei der modernen Anlagen würde man fünf der bestehenden ersetzen können und zudem doppelt so viel Strom erzeugen können, wie zuvor - zumindest bei günstigen Wetterbedingungen. Am vergangenen Freitag war es in Niederösterreich heiß und wenig windig. „Da waren 3 MW am Netz, wir haben aber insgesamt 1.770 MW installierte Windleistung“, erläutert Zach.