Neuschnee führt teils zu Chaos auf Österreichs Straßen
War der Jänner an der Alpennordseite noch deutlich zu trocken, tut der Februar jetzt sein bestes, um dieses Manko aufzuholen. In den kommenden Tagen sind teils ergiebige Neuschneemengen in Sicht, berichtet der Wetterdienst Ubimet.
Am Donnerstag schneit es im zentralen Nordalpenbereich anhaltend und kräftig, wobei sich der Schwerpunkt im Tagesverlauf langsam von der Obersteiermark ins Salzburger Land verlagert.
Am Freitag soll sich die Lage dann etwas beruhigen, bevor sich Regen und Schneefall in der Nacht auf Samstag neuerlich an der gesamten Alpennordseite ausbreiten. Am Samstag regnet und schneit es vom Arlberg bis in den Pinzgau anfangs kräftig, im Laufe des Tages lässt die Intensität aber deutlich nach und die Schneefallgrenze steigt auf 500 bis 1000 m an.
Bis zu ein Meter Neuschnee
Im Dachsteingebirge sowie im Toten Gebirge ist in den Hochlagen mehr als ein Meter Neuschnee zu erwarten, wobei der stürmische Wind hier zu erheblichen Schneeverwehungen führen wird. In höheren Tallagen von den Kitzbüheler Alpen bis in die Obersteiermark sind oberhalb von etwa 800 bis 1000 m Mengen um 50 cm Neuschnee in Sicht, in den größeren Tallagen der östlichen Nordalpen immerhin 20 bis 30 cm.
Die Schneefallgrenze liegt von Ost nach West zwischen 400 und 800 m, wobei es im östlichen Bergland meist bis in die Täler schneit.
Mehrere Frontensysteme erreichten in der Nacht auf Donnerstag Österreich. In Teilen der Steiermark begann es schon in der Nacht auf Donnerstag heftig zu schneien. Auf der Semmering-Schnellstraße (S6) kam in der Nacht ein Autofahrer ins Rutschen. Der Wagen prallte gegen einen Aufpralldämpfer. Die Feuerwehr Kindberg rückte aus.
Auf der Ennstal-Bundesstraße (B 320) blieben in der Früh im Raum Schladming Lkw hängen. Autofahrer müssen immer wieder mit Zeitverzögerungen rechnen.
Auf der A2 kam es ab Donnerstvormittag zu weiteren Behinderungen: Auf Höhe Packsattel stellte sich in Richtung Klagenfurt ein Lkw quer, die Autobahn wurde in dem Bereich gesperrt. Pkw können umgeleitet werden (am Packsattel ab- und bei Bad St. Leonhard wieder auffahren), Lkw müssen die Sperre abwarten - um 12.30 Uhr wurde die Sperre laut ASFINAG aufgehoben.
Wo Kettenpflicht herrscht
Die Räumtrupps waren vor allem auch auf den Autobahnen gefordert: Im Wechselabschnitt begannen sich erst gegen acht Uhr die Staus zu lösen. Autofahrer müssen in Straßegg, auf der Teichalm und am Rechberg Ketten anlegen. Für Schwerfahrzeuge über 3,5 Tonnen besteht von Pinggau bis Grimmenstein in beide Richtungen Kettenpflicht. Gaberl und Alpl sind ab 7,5 Tonnen gesperrt.
Auch beim Gleinalmtunnel blieben LKW hängen. Eine Entspannung ist wegen andauernder Schneefälle nicht in Sicht.
Vorsicht auch in Niederösterreich: Die Landesstraßen B und L waren in der Früh salznass und matschig. Die Räum- und Streudienste sind im Dauereinsatz.
Kettenpflicht besteht für alle Fahrzeuge auf der L 4188 und der L 4189 im Bereich Hohe Wand und auf der der B 71 über den Zellerrain.
Ab 3,5 Tonnen: Auf der B 21 über den Ochsattel, das Gscheid und den Rohrersattel, der B 20 über den Annaberg und den Josefsberg, der B 23 über den Lahnsattel, der L 5217 zwischen Morigraben und Kirchberg bis Lilienfeld, der L 72 am Mühlbacher Berg von der Kreuzung mit der L 8304 bis Steinbach und der L 7283 im Bereich Dorfstetten.
Ab 7,5 Tonnen: Auf der L 175 von Trattenbach bis zur Landesgrenze und auf der L 5226 zwischen Plankenstein und Weißenbach Schneeketten anlegen. Auf der B 21 über das Gscheid und auf der B 23 über den Lahnsattel besteht überdies ein Fahrverbot für Sattelkraftfahrzeuge.
Neuschnee bis zu 20 Zentimeter
Im Raum Geras, Neunkirchen und Gföhl kommt es abschnittsweise zu leichten Schneeverwehungen. Die Neuschneemengen betragen im Waldviertel (Ottenschlag, Persenbeug, Pöggstall) und im Industrieviertel (Gloggnitz) jeweils bis zu 20 Zentimeter, im Mostviertel (Lilienfeld, St. Pölten, Gaming) bis zu 15 Zentimeter und im Weinviertel (Eggenburg, Poysdorf, Ravelsbach, Retz) bis zu 5 Zentimeter.
In Kärnten wird es ebenso ungemütlich: Sturmböen bis zu 100 km/h sind vorhergesagt. In Osttirol gaben die Lienzer Bergbahnen bekannt, dass alle Anlagen am Zettersfeld aufgrund des starken Winds außer Betrieb sind.
In Salzburg gab es schon in der Nacht auf Donnerstag erste Vorboten: In Bad Gastein kam ein Pkw von der schneeglatten Straße ab. Der Wagen durchbrach einen Zaun, stürzte etwa 20 Meter eine Böschung hinunter. Das Fahrzeug überschlug sich und kam vor einer Gartentreppe zu liegen. Die drei Insassen konnten sich laut Feuerwehr selbst befreien. Sie wurden nur leicht verletzt.
Im Norden Salzburgs blieben die Wiesen Donnerstag früh noch grün: Es kam teils zu heftigen Sturmböen.
Der ÖAMTC warnt vor den Semesterferien: Wer mit dem Elektro-Auto in den Winterurlaub fährt, muss früher laden. Die tiefen Temperaturen können die Reichweite um bis zu ein Drittel reduzieren.
Die Lawinengefahr bleibt hoch
Auf den Bergen kann es zu Schneeverfrachtungen kommen. Von Touren im freien Gelände wird abgeraten. Es bleibt in weiten Teilen die Warnstufe 4 aufrecht, so auch in Tirol. Man erwartet bis zum Wochenende in drei Staffeln bis zu eineinhalb Meter Neuschnee.
Warungen gibt es auch für Niederösterreich und die Steiermark: In den Ybbstaler Alpen oberhalb der Waldgrenze gibt auf der fünfteiligen Skala ebenso Stufe 4. "In sämtlichen Expositionen können sich aus steilen Bereichen mittlere bis große Schneebrett- und Lockerschneelawinen von selbst lösen", so die Prognose.
Große Gefahr herrscht in weiten Teilen der Obersteiermark - besonders in Teilen der Seckauer Tauern, im Hochschwabgebiet, in den Ennstaler Alpen, im Dachsteingebiet, Im Toten Gebirge, in den Eisenerzer Alpen, den Schladminger Tauern, den Wölzer-Tauern und den Rottenmanner Tauern.
Die Skigebiete sind vor dem Start der Semesterferien im Osten gefordert. "Am Berg liegen rund 30 Zentimeter Neuschnee. Bis morgen früh wird es anhaltend schneiden und es kommt noch einmal so viel dazu", freut sich Wolfgang Hettegger vom Snow Space Salzburg. Das Pisten-Team startete mit Präparationsarbeiten schon um zwei Uhr in der Früh.
Am Sonntag soll sich die Wetterlage wieder beruhigen. Sonnenschein ist aber vorerst nicht prognostiziert.