Berittene Polizei wird teurer als geplant
24. Mai, 14.40 Uhr: Aktualisiert um Stellungnahme des Innenministeriums
45.000 Euro pro Jahr sollte die berittene Polizei kosten, hieß es innerhalb der FPÖ noch im Jänner. Aktuell ist man bereits bei der zehnfachen Summe, berichten Eingeweihte. Es ist nicht mehr ausgeschlossen, dass für das vorerst auf zwei Jahre angesetzte Projekt sogar die Millionengrenze überschritten wird. Kommenden Montag sollen im Innenministerium die Eckpunkte fixiert werden. Dem Prestigeprojekt könnte bereits vor dem Start eine Kostenexplosion drohen.
Größtes Problem ist derzeit die Standortsuche. Ein Papier des Ministeriums soll mehrere Orte auflisten – einige davon sogar außerhalb Wiens, wie dem KURIER aus gut informierten Kreisen bestätigt wird. Das Problem ist, dass in der Bundeshauptstadt bisher kein Quartier für die vorerst zwölf und später bis zu 24 Pferde gefunden wurde. Die ursprünglich erhofften Gebiete wie Krieau oder Prater sind entweder viel zu teuer oder baufällig. Deshalb wurde sogar überlegt, die Rossauer Kaserne wieder als Stallung zu reaktivieren. Statt Pferden stehen heute dort die Fahrzeuge von Verkehrspolizei und WEGA.
Standort Korneuburg?
Als aktueller Favorit für die Stallungen wird deshalb laut Insidern Korneuburg gehandelt. Das Problem dabei ist allerdings, dass dafür wiederum tägliche Transporte mit entsprechenden Anhängern notwendig ist. Die Reiterstaffel soll vorerst nur in Grünbereichen eingesetzt worden. Dafür müssten die Tiere allerdings jedes Mal per Pferde-Anhänger dorthin gebracht werden. In die Lobau und zum Prater wären das mindestens 21 Kilometer, also jeden Tag rund 50 Kilometer Transportweg. Da ein Pferd schon mit kürzerer Anreise wegen Sattelns, Pflegens und diverser anderer Tätigkeiten – schaut man auf internationale Vergleiche – nur rund vier Stunden am Tag voll verfügbar ist, könnte sich die Einsatzzeit damit noch weiter verringern. „Allerdings ist es bei den Diensthunden auch so, dass diese erst transportiert werden müssen“, meint ein hochrangiger Exekutivbeamter.
Eine weitere derzeit diskutierte Möglichkeit ist die Nutzung von Bundesheerkasernen. Die Vega-Payer-Weyprecht-Kaserne in Wien-Penzing etwa war einst eine Kavalleriekaserne, die letzte in der Monarchie. Es gibt Ställe, diese werden derzeit aber anders verwendet – als Speisesäle, Büros und Lagerräume. Teilweise stehen sie aber auch leer. Ursprünglich war es mal ein komplettes Kavallerieregiment. Insgesamt gibt es jetzt noch zehn Gebäude, die früher Ställe waren.
Es gibt bereits Pläne, die Kaserne im kommenden Frühjahr umzubauen, um dort einer Art „Sicherheitsinsel“ zu errichten. Zufällig würde dies mit dem geplanten Start des Probebetriebs zusammenfallen.
Mehr als budgetiert
Als der KURIER im Jänner als erstes Medium über die geplante Reiterstaffel berichtete, lag die interne Ministeriumsschätzung noch bei an die 350.000 Euro Jahreskosten. Die FPÖ übte an dem Bericht heftige Kritik und sprach von maximal 45.000 Euro. Das Problem ist allerdings, dass ein Polizeibetrieb nicht mit einem herkömmlichen Reitstall vergleichbar ist – die Tiere müssen rund um die Uhr bewacht sein, auch ein eigener Tierarzt ist erforderlich. Im Budget, das im März präsentiert wurde, wurden deshalb 800.000 Euro für zwei Jahre Betrieb festgelegt. Doch selbst das soll nicht mehr reichen, wissen Insider zu berichten. Der aktuelle Vorschlag soll bereits bei über 900.000 Euro liegen.
Die Kosten für die Pferde-Anhänger dürften dabei noch gar nicht dabei sein – ein Gefährt für zwei Pferde kostet der Münchner Polizei 110.000 Euro. Für zwölf Tiere wäre das weitere 660.000 Euro.
Stellungnahme des Innenministeriums: Gegenüber dem KURIER heißt aus dem Umfeld von Innenminister Herbert Kickl, dass es sich dabei um "ein veraltetes Konzept der Wiener Polizei" gehandelt haben soll. Im Ressort werde bereits ein neues Papier ausgearbeitet, die Kosten für die Reiterstaffel würden dann auch entsprechend billiger sein. Die Summen für alle Posten würden anschließend "transparent" berichtet werden, wird gegenüber dem KURIER betont. Nähere Details dazu sollen kommenden Wochen bekanntgegeben werden.