Chronik/Österreich

So soll das Hitlerhaus nach dem Umbau 2023 aussehen

Seit 2011 steht jenes Haus in Braunau, in dem Adolf Hitler 1889 geboren wurde, leer. Jahrelang stritt die Republik, die das Haus gemietet hatte, mit der Eigentümerin über eine Nutzung. Als letzte Konsequenz wurde sie im Vorjahr enteignet. 

Seit August gehört das Haus der Republik, kurz darauf stand fest: Die Polizeiinspektion und das Bezirkspolizeikommando Braunau sollen dort einziehen. 

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Heute, Dienstag, präsentierte Innenminister Karl Nehammer das Ergebnis eines EU-weiten Architektur-Wettbewerbs. Sieger ist das Vorarlberger Architektenbüro Marte.Marte. 

Ein erstes Rendering zeigt: Das Haus im Straßenzug Salzburger Vorstand verliert seine charakteristische gelbe Fassade. Die zwei Giebel, die derzeit hinter einer Fassade versteckt sind, werden wieder sichtbar. 

Und: Der Mahnstein, der am Gehsteig vor dem Haus an Krieg und Faschismus erinnert, soll entfernt werden. Ziel ist eine völlige Neutralisierung, erklärten Nehammer und sein Sektionschef Hermann Feiner

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Die Frage, wie man mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers umgehen soll, beschäftigte die Republik lange, sagte Nehammer: "Er ist derjenige, der verantwortlich ist für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, für Millionen Tote, für Massenfolter und eine Schreckensherrschaft." 

Die Antwort: Aus dem Geburtshaus des Diktators und Massenmörders soll nun eine Polizeiinspektion werden. Jenen, die daran zweifeln, dass das die richtige Nutzung sei, sagte Nehammer: Das sei genau das richtige. 

Die Polizei schütze die Freiheitsrechte, zum Beispiel jenes der Versammlung oder der Meinungsäußerung. "Das ist eine Kernaufgabe der Polizei. Diese Zukunft soll das Gebäude in sich tragen." 

Umtriebe von Neonazis

Der zuständige Sektionschef Feiner erklärte, wieso die Liegenschaft so belastend ist: Schon vor 1938 hätten sich Nationalsozialisten immer wieder dort getroffen. Nach dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich wurde es von den Nazis erworben. 

Auch nach Kriegsende sei es dort immer wieder zu neonazistischen Umtrieben gekommen. 1972 trat der Braunauer Bürgermeister an das Innenministerium heran mit der Bitte, die Republik möge es übernehmen, um das zu verhindern. 

Das Haus war zunächst eine Schule, eine Bibliothek, dann war eine Behindertenwerkstätte der Lebenshilfe dort angesiedelt. Die Eigentümerin blockierte aber die nötige Sanierung, erklärt Feiner. Seit 2011 steht es deshalb leer. 

Besondere Bindung zu Geburtshäusern

Es wurde eine Kommission gegründet, die sich der Frage widmete, wie man mit historisch belastenden Örtlichkeiten umgeht. Festgestellt wurde, dass es eine besondere ideologische Anbindung mit den Geburtshäusern von Diktatoren gibt - das sehe man nicht nur bei Hitler

In einer zweiten Kommission beschäftigte man sich mit der konkreten Nutzung des Hauses: Ergebnis war, dass es komplett neutralisiert werden soll, erklärt Feiner. Das schaffe man einerseits durch eine tiefgreifende architektonische Umgestaltung, andererseits durch eine Nutzung. Denkbar war ein sozialer Zweck - und eben ein polizeilicher. 

Und das hat der Architekt geplant

2023 soll mit den baulichen Maßnahmen beendet sein und die Polizei einziehen können. Kostenpunkt für Sanierung und Umbau: Fünf Millionen Euro. 

Das Haus wird in zwei Teile getrennt: Zwei Häuser, je ein Giebel - "absolut schlicht, unaufgeregt", erklärt Juryvorsitzender Robert Wimmer.

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Es wird damit de facto zum ursprünglichen Zustand zurückgebaut. So, wie es jetzt aussieht, hatten es damals die Nazis umgestaltet. 

Eine Neutralisierung hätte man auch durch ein komplett modernes Erscheinungsbild erreicht, sagte Wimmer. Das wurde aber bewusst vermieden: Die völlige Verfremdung hätte die Bedeutung des Hauses erst recht überhöht. Dazu kommt, dass der Straßenzug unter Denkmalschutz steht und man darauf Rücksicht nehmen muss. 

Mahnstein wird entfernt

Ein Raum, der an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert, wird es bewusst nicht geben. Vor dem Hitlerhaus steht ein Mahnstein aus dem KZ Mauthausen. Dieser soll entfernt werden. Stichwort: Neutralisierung. 

Neonazistische Gruppierungen sollen sich zwei Mal überlegen, ob sie künftig nach Braunau pilgern, sagte Feiner. Jene, die sich mit dem Thema seriös beschäftigen wollen, sollen zum Haus der Geschichte nach Wien fahren.