Chronik/Österreich

"Letztklassig": Platter holt zum Rundumschlag gegen Söder aus

Das Verhältnis zwischen Bayern und Tirol war schon mal ein besseres: Zuerst war es der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der eine Breitseite Richtung Süden schickte - er wolle angesichts der südafrikanischen Mutation, die in Tirol entdeckt wurde, "kein zweites Ischgl erleben", sagte der konservative Politiker da.

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Zuletzt echauffierte sich auch der deutsche Innenminister Horst Seehofer, ein CSU-Parteikollege Söders, der ebenso bekannt ist für markige Sprüche: „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie die Virus-Mutation zu uns rüber schwappt“, sagte er. Und als die EU-Kommission die Grenzschließung der Deutschen zu kritisieren wagte, legte er nach: „Jetzt reicht's! Die EU-Kommission hat bei der Impfstoffbeschaffung in den letzten Monaten genug Fehler gemacht. Die EU-Kommission sollte uns unterstützen und nicht durch wohlfeile Hinweise Knüppel zwischen die Beine werfen“, sagte der Bayer in der Bildzeitung.

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"So geht man mit Nachbarn nicht um"

Das hat jetzt bei Tirols Landeshauptmann das Fass zum Überlaufen gebracht. In einem Facebook-Posting holte er zu einem Rundumschlag aus: "Seit Wochen lässt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder keine Gelegenheit aus, um Attacken gegen Tirol zu reiten. Diese ständigen abschätzigen Bemerkungen sind letztklassig und eines Ministerpräsidenten nicht würdig. So geht man mit Nachbarn nicht um", schreibt der ÖVP-Politiker.

Den von Söder erhobenen Vorwurf, dass Tirol die Pandemiebekämpfung nicht ernst nehmen würde, wies Platter zurück. "Tirol hat aktuell die niedrigste 7-Tages-Inzidenz in Österreich - niedriger als in vielen bayerischen Landkreisen." Die Virusmutation sei freilich ein e neue, große Herausforderung, doch Tirol gehe "hart und konsequent dagegen vor", so Platter, der nicht unerwähnt ließ, dass die Mutationen – sowohl die südafrikanische als auch die britische – bereits in ganz Europa kursieren würden.

"Das Virus kennt keine Grenzen", schrieb Platter am Samstagabend, und forderte "dringend Ausnahmeregelungen für die tausenden Berufspendlerinnen und -pendler dies- und jenseits der Grenze". Auch die Europäische Union sei gefordert, "hier entsprechend Druck zu machen!"

Eine Appell, der offenbar Wirkung zeigte. Seit Sonntagmittag dürfen "systemrelevante" Berufspendler mit einer eigenen Genehmigung die Grenze überqueren. 

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Aktualisierung: Für die Bundesregierung ist diese Regelung nicht praxistauglich. Innenminister Karl Nehammer kritisierte die rigiden Grenzkontrollen der Deutschen am Sonntagabend scharf und sprang auch LH Platter bei. "Mit dem Finger auf das Bundesland Tirol zu zeigen, ist vielmehr eine Provokation, als eine geeignete Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie und ihrer Auswirkungen", sagte Nehammer.

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