Chronik/Österreich

Land Tirol nimmt Airbnb und illegale Feriendomizile ins Visier

Die Immobilienpreise sind in Tirol in den vergangenen Jahren derart in die Höhe geschossen, dass die Schaffung von leistbarem Wohnraum in keinem parteipolitischen Programm mehr fehlen darf.

Im Ballungsraum Innsbruck sind es vor allem Anleger, die in Betongold investieren und so den Markt anheizen. Sie lassen die Wohnungen teilweise leer stehen lassen oder versuchen sie durch Vermietungen über Internetplattformen wie Airbnb zu versilbern.

In beiden Fällen schauen Wohnungssuchende am freien Markt durch die Finger. In Tourismusregionen – insbesondere im Bezirk Kitzbühel – gelten Käufer von Feriendomizilen als Preistreiber. Zu über 16.000 bewilligten Freizeitwohnsitzen - erfasst in einem Register des Landes - kommen geschätzte 10.000 illegale Freizeitwohnistze in Tirol.

Airbnb-Vermietung wird bewilligungspflichtig

Deren Besitzer blieben aber in der Vergangenheit praktisch unbehelligt. Zu schwierig sei die Beweisführung, hieß es von Bürgermeistern. Die sollen nun neue Instrumente in die Hand bekommen – sowohl im Kampf gegen illegale Feriendomizile, als auch gegen die Vermietung von Privatwohnungen über Airbnb & Co.

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Letztere ist künftig (wie bereits in Salzburg) nur möglich, wenn der Besitzer selbst im Haus wohnt. Außerdem wird die Vermietung bewilligungspflichtig. Die gesetzliche Grundlage wird diese Woche im Landtag geschaffen, kündigte VP-Landesrat Johannes Tratter am Montag mit Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf an.

Daten über Strom und Wasser

„Künftig dürfen Energieversorger dem Bürgermeister Auskünfte geben“, erklärte Tratter, wie Ortschefs illegalen Freizeitwohnsitzern leichter auf die Schliche kommen sollen. „Wenn wir schauen können, wieviel Strom und Wasser jemand braucht, ist das entscheidend“, sagt Schöpf. Denn wer seinen Wohnsitz nur gelegentlich nutzt, hat naturgemäß einen geringeren Verbrauch.

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Diese Daten dürfen die Bürgermeister an die Bezirkshauptmannschaften weitergeben, die Strafen aussprechen können. Als letzte Konsequenz sind sogar Nutzungsverbote für die Besitzer der Immobilie möglich. Die Gemeinden sollen zudem Unterstützung von einem neuen Kontrollorgan bekommen.

Die Debatte schwappt nun auch über in die Steiermark: Von Schladming bis Sulztal gibt es immer mehr Zweit-wohnsitze im Bundesland. Lockt in der Obersteiermark der Reiz der (Ski-)Berge, sind es im Süden die Weinberge, die ein eigenes Häuschen für Ferienzeit oder Wochenende interessant machen.

Rund 130.000 gemeldete Nebenwohnsitze gibt es laut Land Steiermark bereits, pro Jahr kommen rund 1.000 dazu. Die große Nachfrage macht Wohnraum freilich für Einheimische teurer, ein Aspekt, der gerade vor den Gemeinderatswahlen am 22. März nicht gut ankommt.

"Nachschärfungen"

Das Land prüft derzeit, ob „Nachschärfungen“ nötig sind, wie es heißt. Die Grünen bringen das Thema nun aber im zuständigen Ausschuss des Landtages ein: Sie fordern einen „Zweitwohnsitzgipfel“, Beschränkungszonen sowie verpflichtende Obergrenzen, was die Anzahl an Zweitwohnsitzen betrifft (analog zu Salzburg).

„Andere Bundesländer gehen viel entschlossener an das Problem heran“, begründet Lambert Schönleitner von den Grünen und wünscht sich ähnliche Instrumente für die steirischen Gemeinden, wie es sie in Tirol gibt.