SPÖ will Urheber des "FPÖ-Amoklauf"-Postings ausschließen
Von Martin Bernert
Während in Österreich nach dem Fünffachmord vom Sonntag Trauer und Betroffenheit herrscht, versuchte die SPÖ Langenzersdorf in den Sozialen Medien politisches Kapital aus der Bluttat zu schlagen:
Unter den Hashtags "#Einzellfall" und "#nächsterFPÖAmoklauf" ließen sie Sonntagabend wissen, der Täter von Kitzbühel sei FPÖ-Politiker gewesen. Das Posting wurde zwar noch am Sonntag wieder gelöscht, da war der Schaden aber bereits angerichtet.
Empörte Reaktionen
User zeigten sich entsetzt, dass man aus so einem Ereignis politisches Kleingeld münzen wolle, und sprachen den Langenzersdorfer Roten jegliche Intelligenz ab. Ein Kommentar lautete "Gute Nacht SPÖ! Tiefer geht es nicht".
Montagvormittag versuchte die SPÖ Langenzersdorf, ihr sonntägliches Posting zu erklären, da es "offenbar zu Missverständnissen" geführt habe, für die man sich entschuldige. Im gleichen Atemzug verwies man aber auf rechte Hetzer in Foren und auf "FPÖ-Politiker", die vom Balkon auf ein Kind geschossen hätten.
SPÖ-NÖ entschuldigt sich und stellt Antrag auf Parteiausschluss
Inzwischen hat sich Wolfgang Kocevar, Landesgeschäftsführer der SPÖ Niederösterreich, für das "gespürlose und völlig pietätlose Posting" entschuldigt. "Wir entschuldigen uns nicht nur bei allen Betroffenen dieser menschlichen Tragödie in Tirol, sondern auch bei allen politisch legitimierten Parteien in Österreich. So ein tragisches Ereignis darf für parteipolitische Zwecke nicht missbraucht werden und ist auch der SPÖ unwürdig", heißt es in einer Aussendung.
Kocevar verweist auch auf ein bereits verhängtes Funktionsverbot für den verantwortlichen Funktionär im Sommer. Er habe aus diesem offenbar nichts gelernt. Die SPÖ NÖ wird dem Verantwortlichen somit umgehend die Berechtigung für die SPÖ Langenzersdorf-Facebookseite und alle anderen Medien der Ortspartei entziehen.
"In Zukunft wird der Verantwortliche daher nur mehr als Privatperson posten und sprechen können. Wir distanzieren uns klar von seinen Aussagen", erklärt Kocevar. Die Bezirkspartei werde diese Vorgehensweisen "nicht mehr länger hinnehmen und einen Antrag auf Parteiausschluss aufgrund parteischädigenden Verhaltens beschließen", teilte die Landespartei in St. Pölten am Montag mit.
Der Facebook-Auftritt der SPÖ Langenzersdorf war Montagnachmittag offline.
Lokaler FPÖ-Funktionär
Die FPÖ Tirol gab am Montag bekannt, dass der mutmaßliche Täter Andreas E. tatsächlich im Jahr 2014 als Jugendreferent Mitglied der Stadtparteileitung Kitzbühel gewesen sei. Nach seinem Ausscheiden war er einfaches Parteimitglied; am Sonntag wurde der wegen "Gefahr in Verzug" aus der FPÖ ausgeschlossen.