Chronik/Österreich

Frauen-Expedition: Acht Abenteurerinnen für 1.900 Seemeilen

Das Wort Abenteuer wählt Ramona Waldner im Gespräch mit Bedacht. Nur einmal fällt es. Doch das, was vor der 35-Jährigen und ihren Mitstreiterinnen liegt, ist eindeutig ein Abenteuer.

Mitte Juni brechen die acht Frauen von der Westküste Frankreichs zur Ostküste Grönlands auf. Mit ihrem 15 Meter langen Segelboot „Northabout“ geht es zunächst 1.400 Seemeilen (2.593 km) ins isländische Reykjavik, und dann 500 Seemeilen (926 km) bis Scoresby Sund in Grönland.

Ökologischer und ideologischer Hintergrund

„Die Idee, hat einen ökologischen und ideologischen Hintergrund. Sie ist Ausdruck unserer Einstellung: Wir wollen nicht ins Flugzeug steigen und schnell und einfach zum Erfolg“, erklärt die Lienzerin, die neben Französinnen, Spanierinnen, einer Argentinierin und einer Schweizerin, die einzige Österreicherin an Bord ist.

Wer glaubt, dass das Abenteuer mit Verlassen des Bootes endet, der irrt. Denn in Grönland angekommen, plant die Crew einen Monat im Sommersundfjord zu verbringen. „Die Alpinistinnen unter uns wollen dort versuchen, eine neue Linie an einer Big Wall, also einer 1.000 Meter hohen Granitfelswand, zu klettern. Mit Übernachtungen in der Wand“, erklärt die Fotografin, die eher zufällig Teil der Expedition wurde. Bei einem Kletterurlaub in Griechenland lernte sie Caro North kennen, die zusammen mit Christina Huber die erste rein weibliche Freibegehung des Cerro Torre absolvierte. „Sie hat mir erzählt, dass sie schon länger versucht, ein Frauenteam für eine Expedition zusammenzustellen. Ich war sofort Feuer und Flamme.“

Vier Skipperinnen, drei Alpinistinnen, eine Fotografin

Vier Skipperinnen (Kapitänin Marta Guemes, Sophie Simonin, Maria Sol Massera, Caro Dehais), drei Alpinistinnen (Caro North, Nadia Royo Cremer, Capucine Cotteaux) sowie Ramona Waldner als Fotografin und Filmerin bilden dieses Team.

„Eine Expedition in diese Gegend war immer schon ein Traum von mir. Nur mit dem Filmen hatte ich bisher keine Erfahrung“, erzählt Waldner. Für die Osttirolerin kein Hindernis, sondern eine Herausforderung. Als im vergangenen Herbst klar wird, dass die Expedition stattfindet, absolviert sie mehrere Praktika bei einer Produktionsfirma.

Im Dezember lernte sich die Frauentruppe dann das erste Mal in La Rochelle persönlich kennen. „Wir sind alle starke Charaktere. Alle können Leaderinnen sein, aber auch als Team funktionieren.

Mutig und spannend

Welche Reaktionen das rein weibliche Expeditionsteam hervorgerufen hat? „Der Großteil fand es spannend und mutig. Ein kleiner Teil hat klischeehaft reagiert. Stichwort Zickenkrieg. Aber wir sprechen von einer Extremsituation, wo es Probleme geben wird, aber die würde es auch unter Männern geben“, ist die Fotografin überzeugt.

Göttin des Meeres

Ihre Expedition hat das Frauenteam übrigens „Via Sedna“ getauft. Via weil es den Weg der acht starken Frauen über den Atlantik und den Anstieg in der Granitwand beschreibt. Und Sedna, weil dies der Name der Göttin des Meeres in der Inuit-Mytologie ist.

Und falls die Göttin des Meeres wider Erwarten doch nicht gnädig, und der Fjord für die geplante Klettertour vereist sein sollte, was bei Temperaturen zwischen null und zehn Grad und Wind durchaus möglich ist, haben die acht Powerfrauen eines mit im Gepäck: „Einen Plan B, weil den braucht man immer“, sagt Waldner.