Chronik/Österreich

"Zu schwul": Exxpress und FPÖ-Politiker fallen auf Satire herein

Das Glasauge, ein Satiremagazin der deutschen Welt, hat am Mittwoch einen Artikel über ein angebliches Verbot bei der Fußball-WM in Katar veröffentlicht. Aus Rücksicht auf den WM-Gastgeber habe die Fifa entschieden, dass Tore bei der WM von den Mannschaften nicht ausgelassen bejubelt werden dürften.

Denn dies sei für den islamischen Staat schlicht "zu schwul". Verfasst wurde der klar als Satire gekennzeichnete Artikel von Jean Gnatzig, seines Zeichens "Head of Silly Content" (dt: "Leiter der albernen Inhalte") beim Glasauge. Den ganzen Artikel können Sie hier lesen

So weit, so nachvollziehbar - angesichts der jüngsten Aussagen von WM-Botschafter Khalid Salman, der Homosexualität als Sünde und einen "geistigen Schaden" bezeichnete. Der KURIER berichtete:

Das Online-Medium Exxpress nahm den Satire-Artikel aber offenbar für bare Münze und nahm ihn für eine eigene Geschichte zum Anlass. Darin werden (frei erfundene) Aussagen der FIFA zitiert. Ein Auszug aus dem Exxpress-Artikel: "Wegen des starken Verdachts von homosexuellen Handlungen in der Öffentlichkeit würde den Nationalspielern bis zu sieben Jahren Haft, Peitschenhiebe sowie im Extremfall die Hinrichtung drohen, betonte die FIFA. Das wiederum käme bei den Werbepartnern nicht besonders gut an, ergänzte der Chef des Weltfußballverbandes".

Hofer teilte Artikel auf Facebook

Auf die Exxpress-Geschichte wurde auch Ex-FPÖ-Chef Norbert Hofer aufmerksam. Er teilte den Artikel mit dem Kommentar: "Ich werde kein Spiel dieser WM ansehen und bin mehr als unglücklich über eine derartige Fehlentscheidung beim Austragungsort eines so wichtigen Sportereignisses."

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Eine Facebook-Userin machte den FPÖ-Politiker auf den Irrtum aufmerksam: "Lieber Herr Hofer. Das stimmt so nicht, die Welt.de hat genau dies unter Satire geposted.... Aber selbstverständlich ist der Austragsort zu hinterfragen." 

Kurz darauf entfernte Hofer den Link zu dem Artikel, sein Kommentar zur WM ließ er jedoch unverändert auf seiner Facebook-Seite stehen.

Der Exxpress-Artikel selbst war am Donnerstagnachmittag jedoch weiterhin unverändert online abrufbar. 

Wenig später tappte auch FP-Abgeordnete Petra Steger in die Falle, via Aussendung teilte sie mit:

FPÖ – Steger: Internationale Sportwelt muss klares Statement bei Fußball-WM in Katar setzen

Berichte über nicht „zu schwule“ Torjubel-Vorschriften bringen das Fass endgültig zum Überlaufen

Wien (OTS) - In etwas mehr als einer Woche beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. (...) Heute lässt die FIFA wissen, dass die Spieler nach einem erzielten Tor nicht allzu ausgelassen mit ihren Teamkameraden jubeln sollen, da dies für die Kataris als „zu schwul“ gelten könnte. FPÖ-Sportsprecherin NAbg. Petra Steger zeigte sich heute fassungslos: „Das Verhalten des Veranstalterlandes ist nicht mehr länger hinzunehmen. Wenn Sportler eine gute Leistung erbringen, dann ist es international üblich, dass sie sich darüber auch freuen. Ihnen das nun bei Androhung von Strafe untersagen zu wollen, ist nicht zu akzeptieren. Die FIFA muss hier ein Machtwort sprechen und die Kataris zur Vernunft bringen.“

Das Verhalten des katarischen Organisations-Komitees sei absolut indiskutabel und müsse dazu führen, dass die internationale Sportwelt in Katar eine entsprechende Antwort liefere, forderte Steger (...)