Chronik/Österreich

Covid in China: Risikozone und Strandurlaub

Als Benjamin Posch dem KURIER Anfang März 2020 das erste Mal über sein Leben als Lehrer an der deutschen Schule in der Millionenstadt Shenyang im Nordosten Chinas berichtete, stand Österreich der erste Lockdown noch bevor. China indes war damals ein Epizentrum der Corona-Pandemie – das Virus hatte seinen Ursprung in Wuhan, 1.500 Kilometer von Shenyang entfernt – und Posch konnte seinen Schülern den Unterrichtsstoff nur per Videokonferenz oder Telefon vermitteln. Die Heimquarantäne durfte nur durch eine tägliche Einkaufsstunde unterbrochen werden, ein obligatorischer QR-Code diente als elektronischer Ausweis – und Bewegungsmelder.

Obwohl am 4. Jänner 2021 auch in der deutschen Schule von Shenyang, an der zum Großteil Kinder von Mitarbeitern des ansässigen BMW-Werks unterrichtet werden, wieder auf Fernunterricht umgestellt wurde, ist die Lage doch anders als vor fast 11 Monaten.

Im Frühjahr 2020 dauerte das Homeschooling 15 Wochen lang bis Ende Mai, danach gab es bis zu den Sommerferien noch eineinhalb Monate Präsenzunterricht. Aber: „In der zweiten Jahreshälfte haben wir nahezu ohne Einschränkungen gelebt“, erzählt der aus Pinkafeld kommende Volksschullehrer und Sportwissenschafter Posch. Auch Urlaubsreisen waren möglich, der 31-jährige Pädagoge besuchte etwa die als Hawaii Chinas geltende Tropeninsel Hainan ganz im Südosten des Riesenreiches.

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Rigoros reagiert

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Zum Jahreswechsel änderte sich die Gangart der Behörden wieder – obwohl es in Shenyang damals angeblich nur rund 15 Corona-Fälle gab. Die Bevölkerung der 9-Millionen-Metropolregion wurde binnen fünf Tagen zwei Mal getestet, so Posch.

Jede Wohnsiedlung wurde von staatlichen „Betreuern“ vorbereitet, die Tests fanden in Wohnort-Nähe statt, nach eineinhalb Stunden war Posch wieder daheim. Was war das Unangenehmste? „Dass wir uns bei minus 24 Grad Celsius im Freien anstellen mussten.“ Die Stadt mit etwa so vielen Einwohnern wie ganz Österreich war seit Jahresbeginn in drei Risikozonen geteilt. Regionen mit hoher Infektionsgefahr wurden abgesperrt, Posch hatte das Glück, in einer Zone mittleren Risikos zu wohnen.

Das bedeutete etwa, dass Nachtlokale oder Fitnessstudios geschlossen waren und Restaurants nur bis zum frühen Abend offenhalten durften. In allen Schulen in Shenyang wurden die drei- bis vierwöchigen Ferien zum chinesischen Neujahr (heuer 12. Februar, Anm.) vorgezogen. Eine Ausnahme bildet die deutsche Schule, die bis 5. Februar digital unterrichtet und danach in dreiwöchige Ferien geht. Ab 1. März, so der Plan, starten Schulen wieder mit Präsenzunterricht. Die verlorene Unterrichtszeit wird im Sommer nachgeholt.

Impfung? Abwarten

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Mittlerweile ist mit Ausnahme der Schulen fast alles wieder im Normalmodus, laut Informationsstand des Burgenländers meldet Shenyang aktuell keine Neuinfektionen.

Im Sommer endet für Posch nach drei Jahren das chinesische Abenteuer. Ob er sich noch in Shenyang gegen Covid-19 impfen lässt? „Das hängt davon ab, ob die Impfung auch in Europa akzeptiert wird und man in China ausreichend Informationen darüber erhält.“ Spätestens nach der Heimkehr will sich der Lehrer sofort impfen lassen. Auch deshalb, weil der Fußballbegeisterte, der kurz vor Abschluss der Ausbildung zum UEFA-A-Lizenz-Trainer steht, in Österreich auch seinem liebsten Hobby wieder nachgehen möchte. In China hat er am gestrigen Samstag eine ganz neue Erfahrung gemacht: Eisschwimmen bei minus 11 Grad Celsius.

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