Chronik/Österreich

Causa Jochberg: Kritik an Vorbereitungskurs während Lockdown

Am Mittwoch wurden immer mehr Details zum Skilehrer-Cluster in Jochberg bekannt. Die entscheidende Frage, ob alles rechtens war, ist aber noch offen. „Man wird das noch einmal ganz genau überprüfen“, sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter zu Mittag in einer Pressekonferenz.

Er stellte aber klar: „Natürlich ist so eine Ausbildung in Zeiten eines Lockdowns entbehrlich.“ Wenn die Abhaltung des Kurses rechtlich nicht in Ordnung war, sei „mit aller Schärfe“ dagegen vorzugehen, betonte der Landeschef. Wenn es in Ordnung war, müsse man sich überlegen, an der Gesetzeslage etwas zu ändern, so Platter.

Der Österreichische Skischulverband (ÖSSV) stellte jedenfalls klar, dass es sich bei den 17 Betroffenen um keine offiziellen Skilehrer handle. Es habe sich um einen privat organisierten Vorbereitungskurs zu einer Skilehrer-Ausbildung gehandelt.

Kein Weihnachtsbesuch

„Wir stehen auf dem Standpunkt, dass so ein Kurs in Lockdown-Zeiten nicht zulässig ist“, sagt ÖSSV-Generalsekretär Christian Abenthung zum KURIER. Der Unterkunftgeber, in dessen Personalhaus die Skilehrer-Anwärter gewohnt haben, entgegnet, dass alles rechtens gewesen sei.

Die Anwärter hätten noch im Jänner eine Skilehrer-Ausbildung absolvieren sollen, um dann – nach dem Lockdown – im Februar in seiner Skischule zu arbeiten, so der Skischul-Leiter Alois Reichholf. Gerüchte, dass die Anwärter über Weihnachten in England gewesen wären oder Besuch von dort erhalten hätten, weist er deutlich zurück. „Das ist ein völliger Blödsinn“, sagt Reichholf.

Skilehrer-Kurse erlaubt

Er vermutet vielmehr, dass die Virusmutation schon länger auch in Mitteleuropa kursiert, und einer der Betroffenen sich in Tirol damit angesteckt hat. Die Sequenzierung hätte nur aufgrund der britischen Staatsbürgerschaft des Betroffenen stattgefunden, obwohl sich dieser schon länger in Tirol aufhält.

Die Betroffenen stammen übrigens nicht nur aus Großbritannien, sondern auch aus Spanien, Irland, Niederlande, Island und Estland. Widersprüchliche Meinungen gibt es zur Frage, ob der Vorbereitungskurs zur Skilehrer-Ausbildung im Lockdown erlaubt war.

Tatsächliche Skilehrer-Kurse sind jedenfalls erlaubt. „Sie finden auch teilweise statt“, sagt Abenthung, aber nur in sehr reduziertem Ausmaß. „Es ist vielleicht ein Viertel zum Normalbetrieb“, sagt der ÖSSV-Generalsekretär.

Bisher alle Tests in Jochberg negativ

Nach dem Bekanntwerden der 17 Verdachtsfälle sind mit Stand Mittwochvormittag 191 Coronatests in der Gemeinde durchgeführt worden. Alle waren negativ, sagte der Leiter des Corona-Einsatzstabes des Landes, Elmar Rizzoli, der APA. Die möglicherweise von der Virus-Mutation Betroffenen seien zumindest noch bis Mittwochabend in Quarantäne, berichtete indes der Jochberger Bürgermeister Günter Resch (FPÖ).

Über eine mögliche Verlängerung sei er bisher nicht informiert worden. Die rege Testbereitschaft im Ort stimme ihn jedenfalls positiv. Über 80 Jochberger hätten sich am Mittwoch im örtlichen Kultursaal bereits testen lassen, sagte Resch der APA am Vormittag. "Das Testzentrum ist sehr, sehr gut besucht".