Chronik/Österreich

Letzte Generation: „Bist du bereit, ins Gefängnis zu gehen?“

Dass Klebstoff auch auf nassen Straßen klebt, betonten die Aktivisten der Letzten Generation am Mittwoch mehrfach. Dass sie im Frühverkehr bei strömendem Regen auf Klebeblockaden verzichteten, hatte einen anderen Grund: „Wir schwärmen in kleinen Gruppen durch die ganze Stadt und kommen mit Menschen ins Gespräch“, erklärte ein Sprecher.

Eine interessante neue Strategie, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Gewalt gegenüber den friedlichen Klimaklebern während der aktuell dritten Aktionswelle zunimmt. Im morgendlichen Stress und bei Dauerregen hatten – zumindest bei der Bim-Station Schottentor – jedoch nur die wenigsten Passanten Lust, ins Gespräch zu kommen.

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Zwar waren Flyer, die vor der Klimakatastrophe warnen, rasch verteilt, die meisten verschwanden jedoch ungeschaut in Manteltaschen. Einige landeten gar im Müll.

„Ich bin aus Graz angereist und die Wiener Unfreundlichkeit nicht gewohnt“, klagte Aktivist Simon. „Mir wurde ins Gesicht gesagt, ich sei ein Idiot“, ergänzte Mitstreiter Willi, während sich Menschentrauben an ihm vorbei in Richtung Straßenbahn drängten. Darunter auch eine Frau, die besorgt fragte: „Blockiert ihr hier eh nicht? Ich habe einen Termin und bin extra mit den Öffis gekommen.“

➤ Wie die Wiener immer häufiger auf die Klimakleber reagieren, lesen Sie hier: Warum die Wut gegen Klimaaktivisten immer mehr in Gewalt umschlägt

Die Klimaschützer gaben Entwarnung. Das Ziel am Mittwoch war – neben dem Dialog – ein anderes: Aktivisten für Protest-Aktionen sollten rekrutiert werden.

Spendenaufruf

Passanten konnten sich in Listen einschreiben, um Informationen zu erhalten. Für besonders Interessierte gab es Formulare, auf denen gefragt wurde, wie weit sie gehen würden. Etwa, ob man bereit sei, sich bei einer Aktion festnehmen zu lassen und ins Gefängnis zu gehen. Auch ein Spendenaufruf befand sich auf den sogenannten „Kontaktbögen“.

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Das Interesse hielt sich in Grenzen. Die meisten Aktivisten hatten nach rund einer Stunde eine Handvoll eMail-Adressen gesammelt. „Wenn wir nur fünf Unterstützer finden, sind das fünf mehr als vorher“, gab sich Aktivist Willi dennoch kämpferisch. Tatsächlich gelang es der Gruppe immer wieder, Menschen in konstruktive Gespräche zu verwickeln. Einige bedankten sich danach für den Einsatz.

Nach zwei Stunden erklärten die Klimaschützer die Aktion für beendet und machten sich auf den Weg in ein Café – dicht gefolgt von einigen Polizisten. Diese wollten offenbar sichergehen, dass sich diesmal wirklich niemand festklebt.