Asyl-Lehre: Diakonie kämpft gegen "Todesurteil" für Afghanen
"Gestern erreichte uns die Nachricht aus unserem Diakonissen-Krankenhaus in Schladming, dass unser Lehrling Hossein K. bei einem Termin am Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl festgenommen wurde“, berichtete die Direktorin der Diakonie Österreich, Maria Katharina Moser, am Freitag.
Der 20-Jährige absolviert seit zwei Jahren eine Lehre als Betriebselektriker in dem steirischen Spital, sein Asylantrag wurde in zweiter Instanz abgelehnt. K. hätte darum bereits im September abgeschoben werden sollen, saß dann aber doch nicht in dem Abschiebeflieger nach Kabul.
Gegen seinen Asylbescheid liege seit Monaten eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof, empörte sich damals der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Mario Lindner (heute nicht mehr im Nationalrat, Anm.). Solche Abschiebungen von jungen Menschen in Lehre wären "Gift für unsere Gesellschaft und für unsere Regionen“, meinte der Liezener damals.
Einerseits würden die obersteirischen Betriebe "händeringend nach tüchtigen Lehrlingen" suchen. Andererseits solle ein "junger Mann, den sein Arbeitgeber als zuverlässigen und einsatzbereiten Mitarbeiter beschreibt, einfach abgeschoben werden – obwohl unser Höchstgericht noch nicht endgültig über seinen Aufenthaltsstatus entschieden hat". Das sei "völlig inakzeptabel“, so Lindner.
Todesurteil "Abfall vom Islam"
Der Fall Hossein K. sei besonders dramatisch, weil der junge Mann auf dem Weg zur Taufe war, betont Diakonie-Chefin Moser: "In Afghanistan erwartet ihn der sichere Tod wegen Abfalls vom Islam.“ Hossein K. gehöre zudem der in Afghanistan besonders verfolgten Minderheit der Hazara an, und sei im Iran aufgewachsen. In Afghanistan gebe es darum keinerlei Schutz für den jungen Mann, er verfüge dort über kein Netzwerk.
"Der Fall Hossein K. zeigt deutlich, dass der Kompromiss, den die Parteien am Dienstag dieser Woche bei ihrem Gipfel im Innenministerium gefunden haben, ein fauler ist“, kritisiert Moser. Anfang der Woche hatten sich ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos mit Innenminister Wolfgang Peschorn darauf geeinigt, den Vollzug der Abschiebung von Asylwerbern in Lehre so lange auszusetzen, bis diese ihre Ausbildung abgeschlossen haben.
Dabei wurde jedoch keine Regelung für Personen ins Auge gefasst, die aufgrund eines rechtskräftig negativen Asylbescheids gezwungen waren, ihre Lehre abzubrechen, und die sich noch in Österreich befinden. "Das heißt im Klartext: Gut integrierte Lehrlinge werden weiter abgeschoben“, ist Moser empört.
Empört und besorgt zeigt sich auch die Belegschaft des Schladminger Diakonissenkrankenhauses. Am Freitag versammelte man sich zum Gebet für Hossein K. in der Krankenhauskapelle. "Hossein war bestens integriert und ein sehr fleißiger und ruhiger Mitarbeiter“, erklärt der Betriebsdirektor des Krankenhauses, Hannes Stickler. "Niemand hier kann verstehen, warum keine Lösung für Hossein und das Lehrlingsproblem insgesamt gefunden wird. Wir brauchen engagierte Lehrlinge wie ihn.“