Kitzbühel: Argusaugen auf Ausbau von Luxushotel
Von Christian Willim
Flächenwidmungen sind ein mächtiges Instrument in Gemeindehand. Aus einem Stück Acker kann so etwa ein wertvolles Baugrundstück werden. Insbesondere in Orten, die ein derart teures Pflaster wie die Stadt Kitzbühel in Tirol sind, können (Um-)Widmungen für den Besitzer Gold wert sein.
Am kommenden Montag stehen zwei Projekte auf der Tagesordnung des Kitzbühler Gemeinderats, für die das örtliche Raumordnungskonzept geändert und Flächen umgewidmet werden sollen. Bei beiden Vorhaben geht es um geplante Erweiterungen von zwei namhaften Hotels in der Stadt.
Potente Investoren
Im einem Fall will der Zillertaler Liftkaiser Heinrich Schultz sein Alpenhotel am Schwarzsee ausbauen. Im zweiten Fall steht das Kitzbüheler Luxushotel Grand Tirolia im Fokus, das der Kremser Immobilienentwickler Othmar Seidl erst 2018 von der russischen Milliardärin Elena Baturina gekauft hat.
Der Niederösterreicher hat offenbar große Pläne. Und dafür potente Investoren im Hintergrund. Denn an der Kitz Immobilieninvest GmbH, die die Erweiterung des Grand Tirolia vorantreibt, ist auch eine Gesellschaft mit Mitgliedern aus dem Clan der Industriellenfamilie Turnauer – die Industrieliegenschaftenverwaltung (ILAG) – über eine Tochterfirma mit 42 Prozent beteiligt.
Auch der ILAG-Aufsichtsrat ist durchaus illuster besetzt. Dort sitzen neben Mitgliedern der Familie Habsburg etwa auch Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger und Veit Sorger, ehemaliger Präsident der Industriellenvereinigung.
Die Kitz Immobilieninvest plant, angrenzend an das Grand Tirolia drei miteinander verbundene Baukörper zu errichten. Und zwar zum Teil auf Flächen des zugehörigen 18-Loch-Golfplatzes Eichenheim. Die notwendigen Grundstücke sollen daher laut Tagesordnung des Gemeinderats von „derzeit Sonderfläche Sportanlage“ in „künftig Sonderfläche Großbeherbergungsbetrieb“ umgewidmet werden.
Im von der ÖVP dominierten Gemeinderat wird das Vorhaben bei der Opposition kritisch gesehen. „Ich habe die Befürchtung, dass hier einem Investorenmodell Tür und Tor geöffnet wird“, sagt Alexander Gamper von der FPÖ.
Politisches Reizwort
Investorenmodell, das ist in der Tiroler Landespolitik längst zum Reizwort geworden. Es wird als mögliches Umgehungskonstrukt gesehen, bei dem Kapitalgeber sich etwa an einer touristischen Appartementanlage beteiligen und so zu Besitzern von Wohneinheiten werden, die als illegale Freizeitwohnsitze genutzt werden könnten.
„Wenn der Widmungsstempel erst einmal drauf ist, können die machen, was sie wollen“, erklärt Gamper seine Bedenken, ohne das Vorhaben von vornherein abzulehnen. Über das habe es für die Gemeinderäte aber bislang noch praktisch keine Informationen gegeben.
Seidl will die Bedenken am Montag bei einem Lokalaugenschein mit den Mandataren vor der Gemeinderatssitzung zerstreuen. Er versichert: „Das ist ein Hotel und wird immer ein Hotel bleiben. Aber um es wirtschaftlich betreiben zu können, müssen wir erweitern.“
Die Auslastung habe zwar bereits im ersten Jahr 70 Prozent betragen. Mit dem 3.500 Quadratmeter großen Spa und vier Restaurants sei die Infrastruktur für derzeit 81 Zimmern aber zu groß. Um 25 Millionen Euro sollen 72 zusätzliche Einheiten entstehen, die laut Seidl auch baulich nicht für Freizeitwohnsitze geeignet seien.