Chronik/Österreich

Ankunft in Österreich: So bereiten sich die Bundesländer auf Geflüchtete vor

Vom Burgenland bis nach Vorarlberg wappnen sich die Bundesländer für die Ankunft von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine. Eingerichtet werden unter anderem Großquartiere. Aber auch Private stellen Wohnraum zur Verfügung.

Wien: Neue Ankunftshalle

In Wien zum Beispiel wurden die Sportgeräte in der Sport-&-Fun-Halle im 2. Bezirk zur Seite geräumt. Bereits seit einer Woche dient die Halle nun als Ankunftsort, der den flüchtenden Menschen Orientierung geben soll.

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Geöffnet sei sie 24 Stunden am Tag. Auch Corona-Tests werden dort auf freiwilliger Basis angeboten. Betten gebe es für Flüchtende, die in der Nacht ankommen. "Es ist aber keine Unterbringungshalle", sagt Bürgermeister Michael Ludiwg (SPÖ). Auch im Austria Center Vienna wird derzeit die Impfstraße kurzfristig zu einem Beratungszentrum für Schutzsuchende umfunktioniert.

Die gibt es in Wien aber auch. Im VIP-Bereich des Ernst-Happel-Stadions wurden zum Beispiel 80 Schlafplätze eingerichtet. Insgesamt gibt es in der Hauptstadt 1.100 Nacht-Plätze (Notquartierplätze). Darunter befindet sich ein ehemaliges Pensionistenzentrum in Simmering und 50 Plätze am Hauptbahnhof.

Dennoch würden noch weitere Schlafplätze benötigt. „Wir brauchen rasch zusätzliche Plätze“, sagt Caritas-Wien-Chef Klaus Schwertner. Täglich kommen 3.000 Menschen aus der Ukraine alleine mit dem Zug in Österreich an, sagt er. Tendenz steigend. 

Burgenland: Unterkunft statt Nova Rock

Auch im Burgenland bereitet man sich auf die Ankunft jener Menschen vor, die vor dem Krieg flüchten. Die größte Anlaufstelle stellt dabei die Nova-Rock-Halle in Nickelsdorf dar. Zusätzlich gibt es die Kapazität von 1.000 Betten in den Notquartieren.

Im Burgenland verlässt man sich bei der Unterbringung der Flüchtlinge aber auch auf die Burgenländer selbst. Zirka 160 Quartiere mit fast 1.000 Betten stellen sie bereit, heißt es aus dem Büro des Landeshauptmannes.

Niederösterreich: 70 Frauen und Kinder eingetroffen

Wie auch in den anderen Bundesländern ist die erste Unterkunft in Niederösterreich bereits in Betrieb gegangen. 70 Frauen und Kinder sind in Wiener Neustadt angekommen. Das umfunktionierte Internat werde aber bald voll sein, sagte Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ). Weitere Unterkünfte bereite man derzeit in Wiener Neustadt (Arena Nova), St. Pölten und Schwechat vor.

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Die Unterkünfte seien dazu da, den Menschen eine erste Unterkunft bieten zu können, sagt die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Danach werden die Geflüchteten auf Privatquartiere aufgeteilt. Bisher wurden dafür 5.000 Plätze eingemeldet.

Oberösterreich: 226 Geflüchtete

Auch in Oberösterreich sind bereits 226 Geflüchtete in den fünf Notunterkünften eingetroffen. Diese befinden sich in Ohlsdorf, Mondsee, Litzlberg, Linz und Freistadt. Über 1.500 Schlafplätze stünden derzeit dort bereit, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

Da nun aber weitere 500 ukrainische Flüchtlinge vom Bund an Oberösterreich zugeteilt wurde, wolle man weitere Quartiere eröffnen. Konkret werden die bereits vorbereiteten Notschlafstellen in Linz Bindermichl sowie Freistadt in Betrieb genommen. Zusätzlich aktiviert werden in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz Quartiere in Eferding, Laakirchen und Ried im Innkreis.

Genauso wie in den anderen Bundesländern stehen diese Schlafplätze nur kurzfristig zur Verfügung. Zur längerfristigen Unterbringung setzte man auch hier auf die Einwohner. 400 private Wohnmöglichkeiten seien in Oberösterreich bereits zur Verfügung gestellt worden. Die Zuteilung in diese privaten Unterkünfte wird, sobald Bedarf besteht, koordiniert erfolgen.

Salzburg: 500 Schlafplätze

Auch in Salzburg wurde im Messezentrum ein Erstaufnahmezentrum eingerichtet. Von dort aus werden die Menschen auf die 500 vorbereiteten Schlafplätze verteilt. Die Hälfte der Plätze werden von Privaten gestellt, der Rest kommt auf Einrichtungen wie etwa das Flüchlingshaus in Tamsweg.

Steiermark: Messe wird zu Ankunftshalle

Wie in Wien wird derzeit auch die Grazer Messehalle zu einem Ankunftszentrum für Geflüchtete umfunktionioniert. Darin befand sich bisher noch eine Impfstraße, nun sollen dort Flüchtlinge registriert werden und dann weiter zu ihren Unterkünften gebracht werden. Aktuell stehen rund 3.000 Unterkunftsplätze in Quartieren in der Steiermark zur Verfügung.

Wie schon in der Flüchtlingswelle 2015 und 2016 werde in der Steiermark auf kleinere Quartiere gesetzt. Etwa 700 bis 800 Flüchtlinge aus der Ukraine haben bisher in der Grünen Mark Unterschlupf gefunden, die meisten von ihnen bei Privatpersonen, Bekannten und Verwandten. Einige wenige wurden auch schon über den Behördenweg in Quartiere gebracht, hieß es seitens des Landes.

Neben den Quartieren, die seitens des Landes und der Gemeinden zur Verfügung gestellt werden, gibt es auch noch Einrichtungen, die vom Bund organisiert werden: Darunter fallen die Flüchtlingsquartiere in Steinhaus am Semmering, Graz-Andritz und Leoben. Diese drei sind allerdings vorwiegend mit Asylwerbern belegt. In einem Containerdorf in Graz-Puntigam werden dagegen seit wenigen Tagen Menschen aus der Ukraine untergebracht. Etwa 200 haben dort Platz, doch man versuche vor allem die Familien mit Kindern in andere Quartiere zu bringen.

Kärnten: 400 Flüchtlinge untergebracht

Derzeit sind in Kärnten bereits 400 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. Wie auch in Graz und Wien dient die Messehalle in Klagenfurt als erste Anlaufstelle. Untergebracht werden die Flüchtenden dann in den zwei von der Caritas bereitgestellten Flüchtlingsquartieren, die sich in Friesach und Feldkirchen befinden. Außerdem wurden gemeinsam mit dem Österreichischen Jugendherbergenverband zwei Notquartiere bereitgestellt, in denen 100 Personen Unterkunft finden werden. Dabei handelt es sich um die Jugend- und Familiengästehäuser in Klagenfurt und Cap Wörth in Velden.

Tirol: Hotel Europa könnte Unterkunft werden

In Tirol übernimmt das Land die zentrale Koordination. Dafür werden unter anderem landeseigene Immobilien zur Verfügung gestellt. Darunter etwa das Bildungshaus Grillhof nahe Innsbruck, das bei Bedarf zu einem Flüchtlingsquartier umfunktioniert werden könne. In Innsbruck wird außerdem darüber diskutiert, das leer stehende Hotel Europa, das sich direkt am Bahnhof befindet, als Unterkunft zu nutzen. Laut Bürgermeister prüfe man weiters auch Orte, an denen Container aufgestellt werden können. Auch die Kirche wolle Plätze in mehreren Klöstern bereitstellen. Der Innsbrucker Bürgermeister rechne nämlich damit, dass in Innsbruck 1.500 Menschen untergebracht werden müssen. Die Stadt werde wahrscheinlich als Durchreisestation fungieren, da viele Ukrainer Kontakte nach Italien pflegen.

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Enorme Hilfsbereitschaft gibt es von der zivilen Bevölkerung. 1.200 Unterbringungsplätze – vom Bett in einer Wohnung bis hin zu Unterkünften in Hotels – wurden bereits von privater Seite angemeldet. Sie werden nun vom Land überprüft. In Summe gibt es über diese drei Schienen bereits 2.500 bis 3.000 Plätze, die in kürzester Zeit zur Verfügung gestellt werden können, heißt es vom Land. Das sei aber noch nicht das Maximum, wird betont. Die Asylquartiere der Tiroler Sozialen Dienste sind dabei noch gar nicht berührt.

Vorarlberg: Ungenutzte Pflegeheimplätze vorbereitet

Trotz der Entfernung bereitet sich auch das westlichste Bundesland Österreichs auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor. Aktuell befinden sich 33 Familien mit zusammen 138 Personen in Quartieren der Caritas bzw. stehen kurz vor der Aufnahme in eine Unterkunft in Vorarlberg, heißt es in einer Presseaussendung.

Zur Zahl bereits privat untergebrachter Ukraine-Flüchtlinge liegen noch keine konkreten Informationen vor. Über die Caritas stehen fünf weitere Unterkünfte für 15 Personen zur Verfügung, ebenfalls die Notunterkunft Gaisbühel für maximal 77 Personen. Die sofortige Inbetriebnahme eines Erstankunftszentrums in Hohenems sei kurzfristig möglich, ein Aufnahmezentrum ist demnächst in Nenzing geplant. Weitere Zentren, die in erster Line zur Aufteilung der Geflüchteten auf andere Quartier dienen, seien ebenfalls in Vorbereitung. Außerdem werde mit mehreren Gemeinden abgeklärt, ob nicht genützte Pflegeheimplätze für die Unterbringung von Geflüchteten verwendet werden können.