Akademikerball: Tanz im Zeichen der Spaltung
Sie sind bereits zu einer gewissen Tradition des Wiener Faschings geworden: Der umstrittene Akademikerball der deutschnationalen Burschenschaften, der von der FPÖ in der Wiener Hofburg veranstaltet wird. Und die Demonstrationen dagegen.
Rund 1.200 Menschen versammelten sich laut
Polizei Freitagabend vor der Universität am Ring, um gegen die rechte Ballveranstaltung zu protestieren. Das waren deutlich weniger Teilnehmer als noch zu den Hochzeiten der Demonstrationen vor rund fünf Jahren.
Die Aktivisten gaben sich dennoch entschlossen: „Antifaschistische Demonstrationen sind nie sinnlos, solange es jedes Jahr zugelassen wird, dass Rechtsextreme auftanzen“, betonte Käthe Lichter von der „Offensive gegen Rechts“.
Gegen 18 Uhr machten sich die Demonstranten über die Zweierlinie auf in Richtung Oper. Sprüche wie „Apfelsaft statt Burschenschaft“ oder „Nazis raus aus der Hofburg“ waren auf ihren Transparenten zu lesen.
Gegen 19 Uhr erreichte der Zug wie geplant und ohne Zwischenfälle den Karlsplatz, wo die Schlusskundgebung über die Bühne ging. Bald danach zerstreute sich die Menschenansammlung.
Bis zum späteren Freitagabend wurden keine wesentlichen Zwischenfälle gemeldet. Einzig in der Elisabethstraße und beim Volkstheater nahm die Polizei bei einigen Demonstranten Identitätsfeststellungen vor.
Um Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Ballbesuchern zu verhindern, hatte die Polizei auch dieses Jahr wieder eine großräumige Sperrzone in der Innenstadt eingerichtet. Insgesamt war die Polizei mit 1.600 Beamten im Einsatz.
Hofer gegen Strache
Auch dieses Mal waren bei dem seit Jahren umstrittenen Ball wieder zahlreiche FPÖ-Politiker vertreten. Allen voran Parteichef Norbert Hofer: In seiner Eröffnungsrede sparte er nicht mit Seitenhieben auf den Auftritt seines Vorgängers Heinz-Christian Strache beim Neujahrstreffen der DAÖ am Donnerstag. Die DAÖ wolle eine Bürgerbewegung und keine Partei mit Funktionären sein. „Das ist wie damals bei Jörg Haider.“
Schärfere Worte hatte bereits im Vorfeld des Balls Wiens Parteichef Dominik Nepp gefunden: Er hatte Strache vorgeworfen, die Parteimitglieder, Funktionäre und Unterstützer, die ihm jahrelang die Treue gehalten hatten, zu verhöhnen. Strache habe „jeden Realitätsbezug verloren und lebt in einer Parallelwelt“.
Umstrittene Gäste
Der so Gescholtene blieb heuer dem Ball fern. Dafür tauchte der zweite Hauptdarsteller des Ibiza-Videos auf: Der Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus. Er genieße den schönen Abend, gab er sich wortkarg. Auch andere Gäste wollten sich zu seinem Auftritt nicht äußern.
Ein weiterer Besucher: Martin Sellner, Sprecher der als rechtsextrem eingestuften Identitäten Bewegung. Das hatte schon im Vorfeld für heftige Kritik gesorgt. Hofer dazu: „Wir werden uns nicht vorschreiben lassen, wer unseren Ball besuchen darf.“