Causa Tirol: 48 neue Verdachtsfälle, mobile Tests an den Grenzen
Das Land Tirol hat ein Problem mit gehäuften Corona-Fällen der südafrikanischen Virusmutation. Am Dienstag wurde nun verkündet, dass es stärkere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus im Bundesland geben wird. Am Freitag darf man Tirol nur noch mit einem negativen Test verlassen.
Am Mittwoch hat das Land Tirol neue Zahlen zur Südafrika-Mutation bekannt gegeben. Die Proben beziehen sich auf einen Zeitraum vom 23.12. bis 08.02 - das heißt die Fälle können mehr als einen Monat zurückliegen. Viele davon sind bereits wieder genesen.
180 bestätigte Fälle
Seit Anfang Februar wurden laut dem Land Tirol rund 430 bestätigte oder teils unbestätigte Fälle der Südafrika-Mutation in Tirol gemeldet. Damit gibt es 48 neue Verdachtsfälle auf eine Südafrika-Mutation in Tirol. Die Anzahl der bestätigten Fälle bleibt bei 180.
Aufgeschlüsselt nach Sequenzierungen:
- Rund 165 mit Vollsequenzierung bestätigte Südafrika-Mutationen durch die AGES
- Rund 15 teilsequenzierte Fälle, die mit großer Wahrscheinlichkeit eine Südafrika-Mutation aufweisen
- Rund 250 vorselektierte Verdachtsfälle, die einen PCR-Verdacht auf die Südafrika-Mutation aufweisen und nun teil- bzw. vollsequenziert werden
Aktiv-positive Fälle:
- Von den 165 bestätigen Südafrika-Mutationen sind aktuell noch drei Fälle aktiv-positiv
- Bei den 265 noch nicht bestätigten Südafrika-Mutationen gibt es gesamt 136 aktiv-positive Fälle. Nach den bisherigen Erfahrungen müsste sich der Großteil dieser Fälle bestätigen
Damit ergibt sich eine Zahl von aktuell 139 aktiv Positiven (bestätigte Fälle und Verdachtsfälle der Südafrika-Mutation in Tirol).
Über 60 Prozent aller Südafrika-Mutationsfälle sind im Bezirk Schwaz zu verzeichnen, 20 Prozent im Bezirk Kufstein sowie rund 11 Prozent im Bezirk Innsbruck-Land. In den anderen Bezirken wurde noch keine Mutation vermeldet.
Neuinfektionen weiter rückläufig
Abgesehen von der Südafrika-Mutation sind die Zahlen der Neuinfektionen und Spitalspatienten weiter rückläufig. Mit Stand Mittwochmittag waren im Bundesland 1.088 Menschen mit dem Virus infiziert - um 30 weniger als am Tag zuvor.
Kontrollen auf Straßen, in Zügen und am Flughafen
Das Prozedere für die am Freitag startenden verpflichtenden negativen Tests bei der Ausreise aus Tirol nimmt Formen an. Rund 1.000 Polizisten und 300 Soldaten sollen zusätzlich im Einsatz sein, hieß es vom Innenministerium, der Landespolizeidirektion Tirol und dem Bundesheer am Mittwoch gegenüber der APA. Es werde sowohl an stationären, als auch mobilen Standorten Kontrollen an allen Landesgrenzen durchgeführt werden.
Das Planen des Einsatzkonzeptes sei ein "Großauftrag" für die Landespolizeidirektion Tirol, sagte Pressesprecher Stefan Eder. Sowohl das Straßennetz, die Züge und der Flughafen sollen kontrolliert werden. Wie die Kontrollen genau aussehen werden, konnte man seitens der LPD Tirol aber noch nicht sagen. Man warte noch auf die Verordnung. Unterstützung wird die Tiroler Polizei von Kollegen aus Vorarlberg und Salzburg sowie von den Bildungszentren bekommen.
Auch Polizeischüler aus dem zweiten Abschnitt sollen zum Einsatz kommen, sagte Harald Sörös, Sprecher des Innenministeriums. Die Kontrollen sollen jedenfalls sowohl an stationären und auch an mobilen Standorten etwa auf Landes- und Bundesstraßen in Grenznähe zu anderen Bundesländern stattfinden. Eine tatsächliche flächendeckende Kontrolle, sodass jede einzelne Person, die aus Tirol ausreist kontrolliert wird, werde realistischer Weise wahrscheinlich nicht möglich sein, meinte Sörös. Man werde das Netz aber sehr "engmaschig spannen".
Zusätzlich 300 Soldaten
Seitens des Bundesheeres erklärte der Sprecher des Tiroler Militärkommandos, Frank Nalter, im APA Gespräch, dass zusätzlich zu den derzeit bereits im Einsatz befindlichen 300 Soldaten weitere 300 für die neuen Maßnahmen zum Einsatz kommen. 450 des insgesamt 600 Mann starken Militärkontingents kommen laut Nalter an den Staatsgrenzen im Norden und Süden zu Italien bzw. Deutschland zum Einsatz. 100 Mitglieder der Militärpolizei wiederum werden an den Grenzen zu Vorarlberg und Salzburg stationiert, um dort Kontrollen durchzuführen.
Mobile Testteams an Grenzen
"Darüber hinaus werden an vier Standorten mobile Testteams zum Einsatz kommen", kündigte der Oberst an. Diese Testteams würden aus medizinischem Militärpersonal, das aus der Steiermark rekrutiert wird, bestehen. Die Testteams werden einerseits an Grenzen zu Salzburg - nämlich im Tiroler Waidring, in Hochfilzen sowie am Pass Thurn - und in Schnann in Richtung Vorarlberg stationiert. Sollten Ausreisewillige nämlich keinen negativen Test in petto haben, würden durch diese Testteams Testungen durchgeführt.
Grüner Klubobmann fordert "Impf-Schutzschirm"
Grünen-Klubobmann Gebi Mair, dessen Partei Teil der Landesregierung ist, wartet nun mit einem Impf-Vorstoß auf: Er sprach am Mittwoch von einem "Impf-Schutzschirm", der über die betroffenen Gebiete wie den Bezirk Schwaz aufgespannt werden solle. "Es braucht flächendeckenden Schutz innerhalb Tirols vor der Mutation und wirksamen Schutz nach außen", so Mair.
Sollten die in den vergangenen Tagen beschlossenen Maßnahmen nicht ausreichen, müsse man rasch diesen Impf-Schutzschirm aufspannen, erklärte Mair.
Infrage kommen für Mair ausschließlich die beiden mRNA Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer, da offenbar die Wirksamkeit des AstraZenca Impfstoffs bei der B.1.351 Mutation nicht gewährleistet sei.
Was die Abriegelung des Landes bedeutet
Wenn ab Freitag alle Ausreisenden aus Tirol einen negativen Corona-Test vorweisen müssen, stellen sich viele Fragen: Was ist mit Kindern? Was ist mit Transitreisenden? Was mit Pendlern?
Die Antworten zu den wichtigsten Fragen zu den neuen Reisebeschränkungen innerhalb Österreichs: