Chronik/Österreich

196 Asylplätze in Salzburger Stadtteil geplant: Anrainer in Sorge

Für so viele Menschen war dann im Pfarrzentrum St. Severin in Salzburg gar nicht Platz – weit über 300 interessierte Anrainer waren zur Informationsveranstaltung zu einer neuen, großen Flüchtlingsunterkunft des Landes gekommen.

Dieses wird im Salzburger Stadtteil Sam etabliert, im ehemaligen Porr-Bürogebäude. Beschlossen wurde die Anmietung dieses Gebäudes durch das Land Salzburg noch kurz bevor die neue Landesregierung ihre Tätigkeit aufgenommen hat.

Als bekannt wurde, dass das Land dort eine große Grundversorgungseinrichtung etablieren wolle, hat sich sofort eine Bürgerinitiative dagegen gebildet. Diese war auch am Dienstag vertreten.

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Was ist genau geplant? Laut Auskunft des Landes sind maximal 196 Plätze im Grundversorgungsquartier in Salzburg-Sam vorgesehen. Zugewiesen werden die Personen vom Innenministerium, die zum Asylverfahren zugelassen wurden. Das Rote Kreuz wird das Quartier betreiben und die 24-Stundenbetreuung organisieren.

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Selbstversorger

Diese gebe es auch in den Asyldörfern Tamsweg, Seekirchen, Wals oder am Flussbauhof in der Landeshauptstadt. Das Quartier ist als sogenanntes Selbstversorgerquartier geplant, die dort untergebrachten Asylwerber müssen selbst kochen, putzen und ihre Wäsche waschen. 

Es werden Deutschkurse angeboten, die im Bundesland Salzburg verpflichtend sind. Es gebe auch Wertekurse und andere Betreuungsangebote, versichert das Land Salzburg, denn damit werde ein geregelter Tagesablauf sichergestellt.

Gemeinsam haben der Sonderbeauftragte für Asylwesen des Landes Anton Holzer, Pfarrer Alois Dürlinger, der stellvertretende Stadtpolizeikommandant Andreas Huber, Gerhard Feichtner vom Land Salzburg sowie Sabine Tischler und Herbert Wieser vom Roten Kreuz die Interessierten informiert – und sie mussten sich zum Teil mit massiver Kritik auseinandersetzen, die Ängste der Anrainer und Gegner wurden nicht oder nur zum Teil zerstreut. 

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Da half es auch nur wenig, dass von den Verantwortlichen mehrmals beteuert wurde, dass zugesichert sei, dass hauptsächlich Familien aus Syrien in dem neuen Quartier untergebracht werden sollen. Die Befürchtung, dass es sich um alleinreisende Männer handeln könne, blieb bestehen. Jedenfalls erfolge die Zuteilung vom Bund und hänge auch von den aktuellen Entwicklungen der Flüchtlingsströme ab, hieß es am Dienstag.

Das Land Salzburg war allerdings in Sachen Flüchtlingsbetreuung in der Pflicht.

Quote nicht erfüllt

Denn laut den Dezemberdaten des Vorjahres hat Salzburg die in der Grundversorgungsvereinbarung festgelegte Quote, die eine gleichmäßige Verteilung der Personen auf alle Bundesländer gewährleisten soll, nicht erfüllt. Nur Wien übererfüllt diese Quote derzeit, von den restlichen Bundesländern erreichen nur das Burgenland und Vorarlberg eine knappe Annäherung an die vereinbarte Quote, Salzburg liegt dabei gleich auf mich Oberösterreich um rund 36 Prozent unter der Soll-Quote. Nur Kärnten schneidet noch schlechter ab.

Eröffnung im Herbst

Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP), war selbst vor Ort bei der Informationsveranstaltung. Gegenüber den Salzburger Nachrichten hatte er betont, dass man die Sorgen und Ängste der Anrainer ernst nehmen wolle. Gegen ein Schüren dieser Ängste verwehrte sich Schwaiger.

Noch ist jedenfalls Zeit, die eingebrachten Anregungen in die Planungen einzubeziehen, denn die Unterkunft wird frühestens im September in Betrieb genommen. Was jedenfalls noch kommen wird: eine umfangreiche helle Straßenbeleuchtung rund um das Areal.