Umfrage zu Linzer Volksgarten bringt teils überraschende Ergebnisse
Von Josef Kleinrath
Am Montagvormittag ist es noch windig im Volksgarten in Linz. Bei den Sitzbänken hinter der Straßenbahnhaltestelle Goethekreuzung ist wenig los. Diesen Bereich will sich die Politik aber ein wenig genauer vornehmen. Diesen Schluss lassen zumindest die präsentierten Ergebnisse einer großen Umfrage zu, die die Stadt Linz aktuell in Auftrag gegeben hat.
3.600 Anrainer wurden eingeladen, an der schriftlichen Befragung zum Volksgarten - einem sehr kontroversiell diskutierten Areal der Stadt - teilzunehmen, 900 teils sehr umfangreiche Antworten sind eingelangt und wurden ausgewertet.
Dieser drei Hektar große Grünraum beim Musiktheater markiert den Eingang zwischen dem Bahnhof und der Linzer Innenstadt mit dem südlichen Teil der Landstraße. Die Straßenbahn kommt an der Goethekreuzung erstmals wieder ans Tageslicht.
Und direkt bei der Haltestelle, mit Blick auf den Park, haben die Befragten einen Teil der "Problemgruppen" ausgemacht, wie es die Politik bei der Präsentation formulierte. Alkoholisierte und drogenabhängige Menschen, zum Teil auch kleinkriminelle Drogendealer. "Das ist das Eingangstor in die Innenstadt", sagte etwa der Linzer Sicherheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ), der gemeinsam mit ÖVP-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer und SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger die Umfrage präsentierte.
Handlungsanleitungen folgen
Handlungsaufträge aus der Studie wurden am Montag noch nicht präsentiert - dafür bedarf es einer weiteren Pressekonferenz, an der zusätzlich zu diesem Podium noch die Grüne Stadträtin Eva Schobesberger und die Volkshilfe teilnehmen werden. Gleichzeitig mit dem Ergebnis der Umfrage war das der Politik nicht möglich.
Durchgeklungen ist allerdings, dass die Situation an der Straßenbahnhaltestelle verändert werden solle. Etwa durch die Verlegung der Bänke auf Parkseite von dort weg. Wenngleich SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger auf KURIER-Nachfrage, wo denn Platz für genau diese Menschen sein könne, betont: "Alle haben das Recht auf den öffentlichen Raum."
Das gelte auch für soziale Problemfälle, die es laut Luger immer geben werde. Wichtig sei, dass sich auch diese innerhalb von gesellschaftlichen Grenzen bewegen: "Wenn es zu Hot Spots kommt, müssen wir eingreifen." Das sei im Hessenpark und Schillerpark schon erfolgreich passiert, erklärte Luger.
Sicher am Tag, unsicher in der Nacht
63 Prozent der Befragten fühlen sich dennoch tagsüber sicher im Volkspark. "Das hat mich überrascht", räumte Luger ein. Zurückzuführen ist das laut der Befragung darauf, dass der Volksgarten bei vielen Linzerinnen und Linzern als großes Naherhohlungsgebiet im Stadtzentrum gesehen wird. Der vor allem mit dem großen Spielplatz ein sehr beliebter Anziehungspunkt ist.
Am Monat schaukelt eine Mutter ihre zwei Kinder in der Nestschaukel, ein Vater filmt seinen Sohn mit dem Handy an den Turngeräten. Zwei ältere Männer spielen daneben Schach, im "Käfig" liegt ein Barcelona-Fußball am Elfmeterpunkt und wartet darauf, versenkt zu werden.
Einen Elfmeter versenken: Das will die Politik mit den Ergebnissen der Umfrage. Die ganz große Koalition aus SPÖ, OVP und FPÖ, und das sowohl aus Stadt und Land, will die Ergebnisse ernst nehmen.
Kurz zusammengefasst geht es um folgende weitere Themen:
Sicherheit:
Überraschend, wie oben angeführt, das Sicherheitsgefühl tagsüber: 63 Prozent fühlen sich tagsüber sicher, nachts hingegen nur 17 Prozent. Das führt die Politik neben "auffälligen Personen und Gruppen, Alkoholikern und Drogen sowie Kriminalität" unter anderen auf die schlechte Beleuchtung zurück. Da könnte am Mittwoch schon eine bessere Beleuchtung als weitere rasche Maßnahme präsentiert werden.
Drogenkriminalität und Alkoholmissbrauch sind für viele ein negativer Aspekt im Volksgarten. Laut Polizei finden dabei gar nicht mehr Straftaten statt, als an anderen Orten der Stadt. Sicherheitsstadtrat Raml will dennoch mehr Polizeipatrouillen im Volksgarten sehen, auch der städtische Ordnungsdienst werde stärker in dem Bereich eingesetzt. Auch das eine Maßnahme, die abgeleitet werden kann, schließlich kam dieser Wunsch auch bei der Befragung häufig vor. Diese Themen halten viele auch davon ab, den Park häufiger zu nutzen. Im letzten Jahr hat der Ordnungsdienst übrigens 401 Amtshandlungen (Streifen, Belehrungen, Anzeigen usw.) im Volksgarten in Zusammenhang mit dem Alkoholverbot dokumentiert hat. Davon wurden 35 Anzeigen gelegt, heißt es aus Ramls Büro auf KURIER-Anfrage.
Natur und Aufenthaltsqualität
Der Volksgarten soll ein Stück Natur in der Stadt sein und bleiben, darin sind sich die Befragten einig. Eine alte Platane, kostbarer Lebensraum für allerlei Getier, hat dort ebenso Berechtigung wie die große Linde vor dem Musiktheater, der einen besonders beliebten Platz darstellt.
- Dass der Volksgarten ein Ort für Familien und Kinder bleiben soll, sagen auch über 80 Prozent.
Was er gar nicht sein soll: Ein Marktplatz - außer zu Weihnachten für den beliebten Weihnachtsmarkt.
Und auch zusätzliche Gastronomie ist nach der Umfrage gar nicht gewünscht. "Das haben wir in der Politik immer diskutiert", zeigte sich Raml überrascht, der aber von einem möglichen kleinen Gastroangebot dennoch nicht gleich abrücken will.
- Wo es Handlungsbedarf gibt, den die Politik am Mittwoch wohl per Handlungsauftrag an sich selbst lösen kann: Es gibt Aufholbedarf bei den Toiletten. Zwar sind die Befragten mit der Zahl der vorhandenen öffentlichen "Stillen Örtchen" zufrieden, nicht aber mit deren Sauberkeit. Die stinkt den Linzerinnen und Linzern gewaltig: 80 Prozent kritisieren deren Zustand.
Dafür werde Wege und Stellen wie der Schachplatz als besonders sauber und attraktiv wahrgenommen.
E-Scooter verbannen?
Die Nutzung des Volksgartens führt, wie so oft, zu Konflikten der Nutzerinnen und Nutzer. Offenbar sind E-Scooter-Fahrer dabei besonders oft negativ aufgefallen. Denn obwohl nur 0,1 Prozent angeben, überhaupt mit dem E-Scooter durch den Park zu fahren, wollen viele Befragte dieses Verkehrsmittel ganz aus dem Park verbannen - pikanterweise gerade vom "Weg der Begegnung", der schräg durch den Park führt.
Was wiederum dazu führt, dass eine wesentliche Nutzung des Parks, nämlich um in die Stadt oder zum Bahnhof zu gelangen, für eine Nutzergruppe beschränkt werden könnte. SPÖ-Bürgermeister Luger nannte in dem Zusammenhang auch Radfahrer, die ebenfalls als "störend" im Volksgarten wahrgenommen werden müssten.
Details aus der Befragung
- 30 Prozent der Befragten sind täglich im Volksgarten, 40 Prozent mehrmals pro Woche.
- Für 90 Prozent geht es dabei in erster Linie darum, den Volksgarten zu durchqueren
- 34 Prozent nutzen ihn, um darin spazieren zu gehen, viele nutzen den Spielplatz oder treffen sich mit Freunden.
Mit noch einer Frage vertröstete SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger auf Mittwoch. Ob es im Zuge der Adaptierungen im Volksgarten auch eine Kontextualisierung des Stelzhamer-Denkmals geben wird. Der große Antisemit und Schaffer der OÖ-Landeshymne "Hoamatgsang" wurde von der Linzer Straßennamen-Kommission als bedenklich eingestuft. Bislang wurden in Sachen Stelzhamer in Linz noch keine Schritte gesetzt.