Linzer Klangwolke: Luftballett zu Ehren von Menschheitspionieren
Acht Pioniere der Menschheit und ein einsamer Wal haben Samstagabend den inhaltlichen Bogen der Visualisierten Linzer Klangwolke im Donaupark gebildet. 130 Statistinnen und Statisten absolvierten Luftballett hoch über dem Wasser und zeichneten mit ihren Körpern Bilder in die Luft.
Die Show der spanischen Künstlergruppe La Fura dels Baus war laut APA "durchdacht, ästhetisch, aber - kleiner Wermutstropfen - etwas statisch", sodass die Sicht nicht von überall optimal war.
Bei perfektem Klangwolken-Spätsommerwetter waren laut Veranstalter knapp 100.000 Leute in den Donaupark gekommen. Das Open-Air-Spektakel ist für die Linzer eine Art Volksfest, viele kommen mit Picknickkorb und Decke, für jene die das vergessen haben, werden Sitzpolster und Knabbereien ausgeteilt.
Um 20.30 Uhr wurde dann aber mit Einbruch der Dunkelheit die Donau zur Bühne.
Als Zeremonienmeister fungiert - wie bereits 2018 - La Fura dels Baus. Opern-Regisseur Carlus Padrissa inszenierte die Show unter dem Titel "Pioneers - 52 Hz".
Rund 130 Statistinnen und Statisten waren unter seiner Leitung im Einsatz - und eines durften sie nicht haben: Höhenangst. Inhaltlich geht es um acht Pioniere der Menschheit und als verbindendes Element einen sagenumwobenen Meeressäuger.
Die 52 Hertz im Titel beziehen sich auf den "einsamsten Wal der Welt", der als einziger auf der Frequenz von 52 Hertz kommuniziert, während seine Artgenossen andere Frequenzen nutzen.
Über einer in blaues Lauflicht getauchten Donau pocht der gleichmäßige Ton dieser Frequenz, eine leuchtende Walfigur schwimmt ein. Die musikalische Basis bildet die Orchestersuite "The Planets" des englischen Komponisten Gustav Holst. Jeder Pionierpersönlichkeit ist ein Planet gewidmet, jeder ein Kapitel mit Bildern, die auf eine Leinwand aus Wasser projiziert und von Statisten, auf riesigen kranartigen Gebilden in die Höhe gezogen, in den Himmel gezeichnet werden.
Die erste Pionierin ist die Tanz-Ikone Pina Bausch - auf der Wasserwand sind Ballettszenen zu sehen, Luftakrobaten schweben in kronen- oder lusterartigen Trägern über dem Fluss, die Donau versinkt in blutigem Rot, bis das Kapitel schließlich in einem feurigen Knall endet.
Es folgen Episoden über Mileva Einstein, selbst Mathematikerin, aber auch Opfer altmodischer Frauenbilder, Melanie Klein, Pionierin der Psychoanalyse, Physikerin Marie Curie, mit einer riesigen strahlenden Menschenfigur bebildert, die einen Akrobaten am Seil hält.
Zu Ehren des mit Linz eng verbundenen Planetenforschers Johannes Kepler kreuzen Boote mit illuminierten Ballonen auf dem Fluss und ein sternförmiges Gerüst, an dem ein Kokon von Artisten hängt wie eine Gruppe landebereiter Aliens, steigt auf. Beim Kapitel über Gustav Klimt werden Statisten auf Seilen hoch nach oben gezogen und während auf der Wasserwand "Der Kuss" erscheint malen sie mit ihren Körpern Muster in den Himmel - spätestens jetzt haben wohl die ersten Klangwolkenbesucher, die auch 2018 dabei waren, ein Déjà-vu.
Absolute Hingucker sind die Kapitel über den 1943 gestorbenen Elektr
otechniker Nikola Tesla - in Anlehnung an einen Marketinggag der heute unter seinem Namen firmierenden Automarke schwebt diesmal zur Abwechslung ein Auto durch die Luft - und Primatenforscherin Jane Goodall. Ihr wird das wohl schönste Luftballett des Abends, das an einen Löwenzahnsamen erinnert, gewidmet, bevor zum Abschluss alle Figuren der Open-Air-Show sich noch einmal in die Lüfte erheben.
Eine Klangwolke getragen von schwindelfreien Statisten und mit einer Botschaft, wenn auch nicht mit überbordend viel Tiefgang - die Besucher gingen dennoch beseelt und inspiriert nach Haus.