Chronik/Oberösterreich

Drachenwand-Drama: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mutter

Auf der Drachenwand in St. Lorenz am Mondsee (Bezirk Vöcklabruck) kam es am Samstagabend zu dem folgenschweren Unglück: Ein sechsjähriger Bub stürzte 60 bis 70 Meter beim Abstieg vom Gipfel in den Tod.

Unterwegs war er dabei mit seiner 42-jährigen Mutter, deren Lebensgefährten und einem Freund der Familie. Nun wird gegen die Mutter des Buben wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, heißt es von der zuständigen Staatsanwaltschaft Wels.

Zunächst werde die Leiche des Buben jedoch obduziert. Ergebe diese Hinweise darauf, dass auch der Lebensgefährte und Freund eine Mitschuld tragen, können laut Staatsanwaltschaft auch diese als Beschuldigte geführt werden, vorerst werden sie jedoch nur als Zeugen einvernommen.

Wann die Einvernahmen stattfinden, ist noch nicht bekannt. Die Mutter und die beiden Begleiter, die einen Schock erlitten, wurden nach dem Unglück von einem Kriseninterventionsteam betreut.

Ausgesetztes Gelände

Wie die Polizei berichtete, hatte die vierköpfige Gruppe aus Tschechien vor dem Unfall den Drachenwand-Klettersteig begangen. Dieser weist die Schwierigkeitsstufe von C/D auf. Laut Heinz Hemetsberger, Einsatzleiter von der Bergrettung Mondseeland, sei dieser anstrengend und nur für Erwachsene konzipiert.

"Die Mutter und ihr Partner kannten den Weg. Sie sind die Tour schon öfter gegangen", sagte Hemetsberger. Bereits gegen 10.30 war die Gruppe in den Klettersteig eingestiegen, erst nach sechseinhalb Stunden erreichten sie schließlich den Gipfel. Die lange Wegzeit sei wegen des Kindes Zustande gekommen.

Zum Absturz kam es jedoch erst beim Abstieg: Nachdem das Quartett im Bereich einer Schlucht - dem sogenannten Saugraben - ein Stück mit Leitern absolviert hatte, dürfte das Kind gegen 18.20 Uhr am ausgesetzten Hirschsteig gestolpert oder ausgerutscht sein. Der Bub stürzte daraufhin über abschüssiges, felsdurchsetztes Gelände 60 bis 70 Meter in die Tiefe. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.