Ybbs: Trotz Finanznot steht Stadt zu Großprojekt
„Mein Amtskollege in unserer italienischen Partnerstadt Bobbio hat 26 seiner Freunde durch das Coronavirus verloren.“ Im Vergleich mit der Tragödie in der Kleinstadt in der Emilia-Romagna ist Stadtchef Alois Schroll aus Ybbs demütig. Lediglich 13 Erkrankte, keine Toten und keine Infizierten mehr, stimmen zuversichtlich. Große Sorgen hat Schroll trotzdem. „Wie wir Gemeinden unsere Aufgaben erfüllen und gleichzeitig die Einnahmenverluste durch die Krise überstehen sollen, ist mir ein Rätsel“, sagt er.
Viele Aufgaben
Insgesamt 409 bundesgesetzliche und 36 legistische Landesvorgaben habe das Rathausteam bislang aufzuarbeiten gehabt. Die Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge wie Wasser, Kanal, Müllentsorgung oder Information der Bevölkerung sei unter den Corona-Maßnahmen schwer gewesen, schildert Schroll.
Dazu kommen emotionale Rückschläge. Das ausverkaufte Kabarett-Festival „ Ybbsiade“ musste verschoben, die Eröffnung des neuen Fahrradmuseums abgeblasen werden. Und aus den 187 gebuchten Stopps von Donauschiffen wird heuer nicht mehr viel werden. Doch wirklich große Ängste bereiten Schroll die aufgrund der Wirtschaftskrise wegbrechenden Einnahmen seiner Stadt.
Weniger Geld
Laut Prognosen sei bei Kommunalsteuer und Ertragsanteilen vom Bund mit einem Minus von rund 13 Prozent zu rechnen. Dafür werden Krankenhausbeiträge und Sozialhilfe massiv steigen. Aber die Einnahmen, wie etwa vom Hallenbad, sind nicht vorhanden. In einer ersten Rechnung kommt Schroll beim 25 Millionen Euro schweren Budget seiner Stadt auf Mindereinnahmen von 1,2 Mio. Euro. „Wie wohl 2.095 Bürgermeister in Österreich kann ich nicht sagen, wie wir das ohne Hilfe überstehen sollen“, gibt er zu.
Freud’ und Leid beschert da das aktuelle Ybbser Großprojekt. Um über acht Millionen Euro wird die Stadthalle erneuert. Die Verträge mit den Baufirmen sind fix, ebenso die Bankschulden für die Stadt. „Wir halten trotzdem am Eröffnungstermin im Jänner fest. Die Baustelle stützt viele Firmen und Arbeitsplätze in der Region“, richtet sich Schroll am Positiven auf.