Wildunfälle: Wie Polizei und Jägerschaft das Tierleid verkürzen
Von Patrick Wammerl
Österreichweit kommt es statistisch alle sieben Minuten zu einem Wildunfall im Straßenverkehr. Im Vorjahr gab es insgesamt 298 Wildunfälle, bei denen auch Personen zu Schaden gekommen sind. Die meisten davon passierten mit 108 in Niederösterreich.
Weil nach einem Wildunfall meistens das angefahrene Reh, der Hirsch oder Hase extrem leidet, hat die Polizei zusammen mit der Jägerschaft im Bezirk Lilienfeld das Projekt „Gemeinsam sicher mit der Jägerschaft“ gestartet. Ziel war es, nach Wildunfällen möglichst schnell eine Jägerin oder einen Jäger zu rufen, um verletzte Wildtiere zu versorgen beziehungsweise von ihrem Leid zu erlösen. Bis 2021 konnte das in Niederösterreich nur der entsprechende Revierjäger. Weil der jedoch nicht immer erreichbar und sofort greifbar ist, sorgte das teilweise für massive Verzögerungen.
Daher haben der Sicherheitsbeauftragte des NÖ Jagdverbands, Cobra-Chef Bernhard Treibenreif und Landespolizeidirektor Franz Popp bei einem gemeinsamen Sicherheitsforum neue Maßnahmen festgelegt. Vorbild war dabei der Bezirk Lilienfeld, in dem das Projekt bereits seit 2015 läuft.
Pro Hegering gibt es in Zukunft einen Notfallplan mit einem Pool an Jägern, die auch außerhalb ihrer Reviere ausrücken, wenn der örtlich Zuständige verhindert ist. „Damit kann ein im Straßenverkehr verwundetes oder verletztes Wildtier rasch versorgt oder erlöst werden, ohne das Leid unnötig zu verlängern“, erklären Popp und Treibenreif. Gemäß den Plänen werden die Verantwortlichen aus dem Hegering künftig bei einem Wildunfall von der Polizei verständigt.
Andere Bundeländer folgen
Mit den Erfahrungen aus Lilienfeld sei eine praktikable und rasch umsetzbare Lösung für das gesamte Bundesland Niederösterreich gelungen, erklärt Landesjägermeister Josef Pröll. Innenminister Gerhard Karner kündigte vergangene Woche beim Sicherheitsforum zusammen mit Bundespolizeidirektor Michael Takacs an, das Modell auf ganz Österreich auszurollen.
Das Kernteam des Projekts „Gemeinsam Sicher mit der Jägerschaft“ umfasst in Lilienfeld das Team um Bezirksjägermeister Martin Schacherl, seinen Stellvertreter Franz Schweiger, dessen Vorgänger Ferdinand Heindl sowie Michael Hochgerner und Josef Eigelsreiter seitens der Polizei. Sie präsentierten beim Sicherheitsforum einen Rückblick über den Verlauf der Initiative und gingen auf Problemstellungen, Herausforderungen und die nächsten Ziele ein.
Pro Jahr kommen allein in Niederösterreich mindestens 30.000 Wildtiere durch den Straßenverkehr zu Tode. Mit Wildwarngeräten und weiteren begleitenden Maßnahmen versucht der Jagdverband seit Jahren Maßnahmen zu setzen, um die Zahl der Wildunfälle langfristig deutlich zu senken.
Straßen werden sicherer
Insgesamt wurden bis dato in 385 Jagdrevieren 80.000 optische und 4.000 optisch-akustische Wildwarngeräte entlang von 1.250 Kilometern Landesstraßen angebracht. Durch diese Strategie ist es gelungen, die Zahl der Rehwild-Nachtunfälle um bis zu 70 Prozent zu reduzieren, erklärt Pröll.