Während Prozess lief, wurde Mordopfer beerdigt
Von Patrick Wammerl
Markus H. soll vergangenen März seine 75-jährige Großmutter getötet haben. Während Maria P. am Montag im Familiengrab in Grafenbach bei Neunkirchen (NÖ) feierlich beigesetzt wurde, stand ihr Enkelsohn zeitgleich vor der Richterin. Allerdings nicht wegen des mutmaßlichen Mordes an der Frau, sondern wegen einer vorangegangenen Körperverletzung. Der 28-Jährige soll im Jänner zusammen mit seinem Vater (50) in einem Fitnessstudio des ATUS Hirtenberg zwei junge Sportler in der Kraftkammer verprügelt haben.
In Handschellen und eskortiert von Justizwachbeamten wurde Markus H. am Montag in den Gerichtssaal gebracht. Einer innigen Umarmung seines Vaters folgten die Einvernahmen der Richterin. Der Vater, nach Eigenangaben einer der ehemals besten Bodybuilder Österreichs, hätte zwei junge Burschen in der Kraftkammer ob ihres „lächerlichen Trainings“ verhöhnt. Weil sie mit hohen Gewichten beim Bankdrücken nur geschummelt hätten, stellte der 50-Jährige sogar deren Erziehung in Frage.
Dass sein eigener Sohn im Verdacht steht, die Großmutter in ihrem Haus erstochen zu haben, ist für den 50-Jährigen keine Frage der Erziehung. „Mein Sohn ist seit Jahren krank“, so der Vater am Montag auf der Anklagebank. Tatsächlich dürfte bei Markus H. eine schwere psychische Erkrankung - womöglich Schizophrenie - vorliegen.
In stationärer Behandlung
Er war bereits mehrmals in stationärer Behandlung. Auch beim Prozess am Montag wird das deutlich. Auf kritische Fragen der Richterin reagiert der 28-Jährige aufbrausend, beschimpft die Opfer der Schlägerei im Gerichtssaal und muss mehrmals ermahnt werden. Laut seinem Verteidiger, Wolfgang Blaschitz, wartet man derzeit auf das psychiatrische Gutachten, das nach dem mutmaßlichen Mord an der Großmutter in Auftrag gegeben wurde. Es bestehe aber kein Zweifel an den bisherigen Diagnosen.
Die Opfer der Attacke im Fitnessstudio schilderten den Vorfall so, dass sie den Vater zur Rede stellten, wieso er ständig ihr Training belächelte. Daraufhin setzte es mehrere Faustschläge für den Berufssoldaten und seinen Bruder. Markus H. dürfte einen der beiden mit einem Gewichthebergürtel ins Gesicht geschlagen haben.
Messer gezückt
Der Vater soll noch im Studio ein Messer gezückt und gedroht haben, alle abzustechen. Während er zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt wurde, wurde der mordverdächtige Sohn teilweise freigesprochen. Wegen versuchter Körperverletzung gab es lediglich eine Geldstrafe. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.