"Ich wollte Flieder": Einbrecher kontert Richter mit Liebesgeschichte
Eines steht ganz klar fest: Am 28. April sprang ein 23-jähriger Rumäne über einen Gartenzaun im Bezirk Melk. Eine Zeugin hat ihn gesehen, er gibt das auch selbst zu. Aber was danach passiert sein soll, da gehen die Meinungen stark auseinander. Die Folgen brachten den jungen Mann jedenfalls einen Prozess am Landesgericht St. Pölten ein.
Staatsanwaltschaft glaubt Angeklagten nicht
Der Angeklagte behauptet, dass er für seine Frau Flieder sammeln wollte. Tatsächlich gibt es in Rumänien den Brauch, seiner Geliebten am 1. Mai Blumen zu schenken. "Ich bin mit dem Auto vorbeigefahren, da habe ich den Fliederbusch gesehen", erzählt der Angeklagte dem Richter. Danach sei er ins Haus gegangen, um nach dem Besitzer zu rufen. Weil niemand da war, habe er das Haus danach wieder verlassen - durch das offene Gartentor.
Die Staatsanwaltschaft kann dieser Version nicht viel abgewinnen. Sie geht vielmehr davon aus, dass sich der 23-Jährige in dem Gebäude umschaute und dann 15 Euro aus einer Tasse mitgehen ließ. "Ich hatte mir das Geld für Essen auf Rädern hergerichtet", sagt der Hausbesitzer, ein Pensionist.
"Mein Mandant hat so etwas gar nicht nötig, er verdient ganz gut", betont Andrea Schmidt, die Rechtsanwältin des Rumänen.
Der Richter sieht das anders und fällt ein Urteil: Sechs Monate bedingte Haft, die Probezeit beträgt drei Jahre. Nicht rechtskräftig.
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