Ausstellungseröffnung: Museum NÖ mit Kunst „Wider die Macht“
Von Sophie Seeböck
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Besuchte man früher das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien, waren die Skizzen und Bilder an den Wänden eher zweitrangige Dekoration. Teile dieser bereits seit der Gründung des Archivs im Jahr 1963 bestehenden Kunstsammlungen hingen auch in den Büros der Mitarbeiter, ohne jemals für die Öffentlichkeit zugänglich zu sein.
Erstmals zu sehen
Mit einer neuen Sonderausstellung im Haus der Geschichte des Museum NÖ ändert sich dies nun aber. Erstmals in nie da gewesenem Umfang werden in „Wider die Macht“ 150 der insgesamt 200 Objekte umfassenden Sammlung in St. Pölten gezeigt. Dadurch wird Widerstand, Krieg und Verfolgung von 1934 bis 1945 sowie Erinnerungsarbeiten nach der NS-Zeit aus künstlerischer Perspektive erlebbar.
Mit der Ausstellungseröffnung am heutigen Freitagabend geht eine jahrelange wissenschaftliche Aufarbeitung zu Ende, wie Kurator Christoph H. Benedikter erzählt: „Viele der Bilder waren ausgeblichen oder mit Tixo befestigt. Wir haben sie nun würdig behandelt.“
Die beiden Ausstellungsräume auf einer Gesamtfläche von rund 600 Quadratmeter zeigen Werke von 50 Künstlern. Darunter sind viele Bekannte wie Adolf Frohner, Georg Eisler, Trude Waehner, Alfons Walde, Alfred Hrdlicka, Karl Stojka, Hans Maršálek oder Heinrich Sussmann, aber auch viele in Vergessenheit Geratene.
Skizzen bis Gemälde
Chronologisch gliedern sich die Räume im Haus der Geschichte in die Zeit vor 1945 und danach. „Die älteren Arbeiten, viele davon in Lagern und Gefängnissen entstanden, stellen wichtige Quellen aus der Zeit von Verfolgung und Widerstand dar“, so der wissenschaftliche Leiter des Hauses der Geschichte Christian Rapp, der die Ausstellung ebenfalls mitkuratierte.
In diesem Kontext wird auch der sozialdemokratische, kommunistische, bürgerliche und katholische Widerstand thematisiert. „Bilder und Grafiken, die nach 1945 entstanden sind, zeigen hingegen die vielfältigen Wege auf, wie die Belastungen und Traumata künstlerisch verarbeitet wurden“, ergänzt Rapp. So unterschiedlich wie die ausgestellten Werke und Stile sind vor allem auch die Biografien der Künstlerinnen und Künstler.
Demnach sei „Wider die Macht“ auch keine klassische Kunstausstellung, wie Ursula Schwarz, Archivarin im DÖW und Kuratorin der Ausstellung, erklärt: „In dieser gelungenen Kontextualisierung weisen die Kunstwerke zu den Lebensgeschichten der Künstlerinnen und Künstler die in dieser Ausstellung im Vordergrund stehen“, sagt Schwarz. „Hier hat er sich wirklich etwas von der Seele gemalt“, kommentierte die Archivarin bei einem Rundgang so beispielsweise „Folterung am Baum im KZ-Dachau“ von Anselm J. Grand. Die verschiedenen Lebensläufe und -schicksale der Künstler würden auch für Kurator Benedikter unterschiedliche Reaktionen und Verarbeitungsstrategien zeigen.
Manche Künstler seien „förmlich zum Kampf gezwungen“ worden, hätten beispielsweise mit ihrer Kunst Ausweise gefälscht. Wieder andere hätten ihrem Unmut über das NS-Regime mit Hitler-Karikaturen Luft gemacht, obwohl sie nie davor Ähnliches geschaffen hatten.
Weibliche Perspektive
Die Hintergrundinformationen der Werke werden auch an Hörstationen geteilt. Vor allem die in der Sammlung laut Kuratoren oft unterrepräsentierte weibliche Widerstandsperspektive wird durch das Filmprojekt „Widerstandsmomente“ von Jo Schmeiser beleuchtet.
Fünf Ausschnitte des vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilms werden gezeigt. Auch Filme von Schülern des Mary Ward Gymnasiums St. Pölten, die im Rahmen des Projekts „Die lebendige Bibliothek“ entstanden sind zu sehen.
Laut Kurator Benedikter ist die Ausstellung in St. Pölten – zu sehen bis 15. Jänner 2023 – aber erst der Auftakt für weitere Stationen. Infos zur Ausstellungseröffnung und Präsentation des Katalogs zu „Wider die Macht“ unter www.museumnoe.at