Sturm mit 240 km/h: Frauen ignorierten bei Bergtour alle Warnungen
Von Patrick Wammerl
Bergrettung, Wetter- und Lawinenwarndienste, alpine Vereine und Meteorologen warnten eindringlich vor jeder Art von Bergsport. Am Montag tobten in Hochlagen über 1.500 Meter Seehöhe in Ostösterreich orkanartige Stürme.
Auf Rax und Schneeberg erreichte der Sturm flächendeckend mehr als 120 km/h, am Gipfel des Schneebergs (Klosterwappen) wurden bei der Lawis-Wetterstation sogar Böen von über 240 km/h gemessen.
Und dennoch wagten sich Menschen in die Berge.
All diesen Warnungen zum Trotz haben sich zwei Frauen am Montag für eine Bergtour auf die Rax entschieden und damit sich und die Bergretter in eine lebensgefährliche Situation gebracht, heißt es bei den Einsatzkräften.
Eine 32-jährige Frau, wohnhaft in Berlin, und ihre 25-jährige Begleiterin aus Wien, gerieten wegen des Sturms auf der Rax in eine alpine Notlage und mussten von den Einsatzkräften gerettet werden. Bei der Bergrettung NÖ spricht man angesichts der prekären Wetterlage und aller Warnungen von einem grob fahrlässigen Verhalten.
"Die Wetterdienste als auch wir rieten über alle Social-Media-Kanäle dringend von Bergtouren ab. Die Rax-Seilbahn stellte am gestrigen Montag aufgrund der gefährlichen Sturmböen sogar ihren Betrieb ein", heißt es bei der Bergrettung Reichenau an der Rax.
Notruf abgesetzt
Dennoch wurde die Ortsstelle am Montag gegen 15.30 Uhr von zwei Frauen mittels Notruf alarmiert, nachdem diese auf der Rax in eine brenzlige Lage geraten waren. Das Duo wollte über den Törlweg auf das Rax-Plateau aufsteigen und über dieses zur Bergstation wandern. Kurz unterhalb des Törls war der Sturm jedoch bereits so heftig, dass die Frauen nicht mehr weiter konnten.
Ein Einsatzteam rückte sofort aus und startete um kurz nach 16 Uhr mit dem Aufstieg. Aufgrund der extremen Windverhältnisse am Berg wurde in Absprache mit der Alpinpolizei den beiden Damen empfohlen, nicht länger am Berg zuzuwarten und den Abstieg eigenständig zu versuchen, um dem Bergeteam entgegenzugehen.
"Die Gefahr für Leib und Leben bei Böen von deutlich über 100 km/h und Temperaturen um den Gefrierpunkt waren zu hoch, um die Rettung so hoch oben abzuwarten. Noch dazu, wo eine Talfahrt mit der sturmbedingt geschlossenen Seilbahn nicht möglich war", heißt es bei der Bergrettung.
Die beiden erschöpften Frauen wurden schließlich von der Bergrettung und der Alpinpolizei aufgelesen. Nach der Versorgung mit warmen Getränken erfolgte der gemeinsame Abstieg ins Tal. Gerade die 32-Jährige war mit ihren Kräften am Limit, hieß es bei der Einsatzmannschaft.
Ohne Handschuhe und Haube
Die Bergrettung nimmt den Fall zum Anlass, um einen eindringlichen Appell loszuwerden: "Wir müssen an dieser Stelle darauf hinweisen, dass eine Tourenplanung essenziell ist, um Situationen wie diese zu vermeiden. Die kritische Witterung war vorhergesagt und bereits zwei Tage andauernd. Auch die Abklärung, ob Hütten oder Bergbahnen in Betrieb sind, ist notwendig."
Das Duo hatte außerdem keinerlei Notfall-Ausrüstung, Biwaksack, warme Kleidung oder Stirnlampe dabei. Die Damen hatten nicht einmal Handschuhe bzw. eine Haube oder Stirnband. Den Rettungseinsatz stellt die Bergrettung auf jeden Fall in Rechnung. Sollten die Frauen keine entsprechende Versicherung haben, könnte ihnen die Aktion teuer zu stehen kommen.