Chronik/Niederösterreich

Milliarden-Schub für die Eisenbahn in Niederösterreich

Wenn es um das Thema Straßenverkehr geht, dann ist das Verhältnis zwischen Niederösterreich und dem Bund längst nicht immer friktionsfrei. Noch nicht beigelegt ist beispielsweise der Streit um die S1 mit dem Lobautunnel oder um die S8 im Marchfeld. Auch die geplante Traisental-Schnellstraße S34 von St. Pölten nach Wilhelmsburg hat Ministerin Leonore Gewessler von den Grünen auf die lange Bank geschoben. Es ist davon auszugehen, dass es bei diesen Projekten keinen baldigen Baustart mehr geben wird. Vielleicht werden die Bagger auch gar nie mehr auffahren.

"Zukunftsfitte Infrastruktur"

Deutlich entspannter dürften da schon die Gespräche in Sachen Bahnverkehr verlaufen. Kein Wunder, hat doch Gewessler bereits im Vorjahr eine milliardenschwere Öffi-Offensive angekündigt. Nun steht fest, dass auch Niederösterreich davon stark profitieren wird. Am Dienstag verkündete Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), dass in den kommenden 20 Jahren insgesamt 2,3 Milliarden Euro in die Modernisierung, Attraktivierung und den Ausbau der Schieneninfrastruktur investiert werden sollen. Das Land steuert davon rund 400 Millionen Euro bei. „Es geht um eine zukunftsfitte Infrastruktur, mit modernsten Bahnhöfen und Haltestellen, dichteren Fahrplanangeboten und kürzeren Fahrzeiten“, betonte Mikl-Leitner.

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Von der Bahnoffensive, die sich über zwei Jahrzehnte erstrecken wird, sind vor allem die Nordwestbahn, die Laaer Ostbahn, die Südbahn und die Franz-Josefs-Bahn betroffen. Geld gibt es aber auch für die Regionalbahnstrecken: die Erlauftalbahn, Traisentalbahn, Puchbergerbahn und Kamptalbahn.

Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) spricht zudem von einigen besonders großen und kostenintensiven Brocken, die rasch angegangen werden sollen.

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500 Millionen Euro fließen in die Südbahn. Durch eine viergleisige Nordeinfahrt am Knoten Wiener Neustadt sollen die Kapazitäten von derzeit 60.000 Fahrgäste pro Tag bis 2030 verdoppelt werden. 355 Millionen Euro entfallen auf die Franz-Josefs-Bahn mit einer Fertigstellung der Modernisierung bis 2027 und einer Anbindung von Horn bis 2030, die bis zu 15 Minuten Zeitersparnis im Abschnitt bis Wien bringen soll. Von Gmünd in die Bundeshauptstadt sollen Passagiere bis zu zehn Minuten kürzer unterwegs sein.

Tempoerhöhung

Zu den weiteren Maßnahmen zählen ein selektiver zweigleisiger Ausbau zwischen Stockerau und Retz auf der Nordwestbahn und zwischen Wolkersdorf und Laa an der Thaya auf der Laaer Ostbahn, die Elektrifizierung der Kremser Bahn zwischen Herzogenburg und Krems sowie auf manchen Strecken eine punktuelle Tempoerhöhung, eine Modernisierung von Bahnhöfen und Haltestellen und eine Verlängerung von Bahnsteigen.

„Generationenarbeit“

Franz Hammerschmid von der ÖBB-Infrastruktur hob die gute Zusammenarbeit und „gelebte Partnerschaft“ mit dem Land Niederösterreich hervor und verwies auf gemeinsame Projekte wie die Marchegger Bahn oder die Pottendorfer Linie. Letztere wird bis 2023 zweigleisig ausgebaut. Im Anschluss daran erfolgen weitere Attraktivierungen und Sanierungen, die 2029 abgeschlossen sein werden. Dass sich die Passagiere noch in Geduld üben müssen bis alle Pläne umgesetzt werden können, wissen auch die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft. Der Infrastruktur-Ausbau sei „Generationenarbeit“, meinte Hammerschmid: „Das geht nicht von heute auf morgen, aber dafür haben auch die Generationen danach etwas davon.“ Gemeinsam werde man das Ziel erreichen, zeigte er sich überzeugt: „Wir wollen die Menschen davon überzeugen, dass der Öffentliche Verkehr ein gute Alternative zum Auto ist.“

Auf neue Straßen will man in NÖ dennoch nicht verzichten. Das hat die ÖVP schon oft genug betont.