Krise erhöhte Beratungsbedarf für Beschäftigte massiv
Im Sog der Corona-Pandemie, mit den dramatischen Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitswelt, hat im Jahr 2020 rein rechnerisch fast jeder dritte Beschäftigte in NÖ Rat und Unterstützung bei der Arbeiterkammer (AKNÖ) gesucht. 190.704 Beratungsgespräche wurden von den Experten für Arbeits- und Sozialrecht der Kammer abgewickelt. Das sind um 40.000 oder um 26 Prozent mehr als im Jahr 2019.
Vor allem in den Wochen des ersten Lockdowns im Frühjahr hatte man vier- bis fünfmal so viele Anfragen wie zu normalen Zeiten abzuarbeiten, bilanzierte AKNÖ-Präsident Markus Wieser. Das 130-köpfige Beraterteam, das selbst zum Teil im Home Office arbeitete, weitete die Gesprächstermine in die Abendstunden und auf das Wochenende aus.
Die Verunsicherung und der Informationsbedarf zu Themen wie Veränderungen von Arbeitsverhältnissen, die Kurzarbeit, das Home Office, bis zu Kündigungen oder der Berechnung von Abfertigungen oder des Arbeitslosengeldes war groß und bestimmten die Beratungsgespräche.
Ankündigungen
Einmal mehr kritisierte Wieser die Praxis der Bundespolitik, Maßnahmen frühzeitig anzukündigen ohne sofort die gesetzlichen Regeln mitzuliefern. Ohne entsprechende Verordnungen sei es schwierig korrekte juristische Beratungen abzuwickeln, so Wieser. Als Beispiel nannte er die genaue Definition der am Arbeitsplatz zu schützenden Risikogruppen. Diese habe sieben Wochen gedauert. Schlussendlich oblag die finale Entscheidung den Hausärzten. Aktuell bestimmt das Thema Impfpflicht die Anfragen, berichtete die Leiterin der Abteilung für Arbeits- und Sozialrecht Doris Rauscher-Kalod.
Stolz ist man bei der AKNÖ, dass man 2020 durch Interventionen in Betrieben oder beim Arbeitsgericht die stolze Summe von 46 Millionen Euro für Arbeitnehmer erkämpfen konnte. „Geld, das von vorherein rechtlich den Arbeitnehmer zugestanden ist“, so Wieser. Wichtige Anlaufstelle für die Bedürfnisse der Beschäftigten seien weiterhin die 21 Bezirksstellen der AKNÖ und drei weitere Servicestellen in der SCS, am Flughafen Schwechat und in Wien, betonte Wieser. Aufgrund der hohen Arbeitslosenzahlen sinken auch die monatlichen Beiträge (Kammer-Umlage) an die AK. Den Umfang der Beratungen werde man aber trotzdem weiter aufrecht erhalten, versicherte der AK-Präsident.