Femizide: Gewaltprävention durch finanzielle Unabhängigkeit
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Vertreterinnen aus rund 40 Beratungsstellen aus ganz Österreich, darunter auch die Lilith Frauenberatung Krems, haben sich Ende September zu einem halbjährlichen Plenum in Wien getroffen. Gemeinsam bilden sie das "Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen".
Hauptthema des Plenums waren die 22 Femizide, welche dieses Jahr bereits in Österreich passierten. Damit ist Österreich trauriger Spitzenreiter in Europa.
Die Lilith Frauenberatung in Krems bietet allen Frauen, unabhängig von ihrem Alter, ihrer Kultur, Religion oder Staatsangehörigkeit die Möglichkeit zur persönlichen Beratung in allen Lebenslagen an. Die Beratungsstelle ist in drei verschiedene Bereiche aufgegliedert, die sich auf die unterschiedlichen Situationen beziehen:
- "Frauenzimmer": psychosoziale Beratung, Rechtsberatung, Psychotherapie, Begegnungs- und Vernetzungsmöglichkeiten
- "Arbeitszimmer": Einzelberatung für AMS-Kundinnen (Berufssuche, berufliche Umorientierung usw.)
- "Wohnzimmer": Angebot von gesicherten Wohnmöglichkeiten für Frauen und Frauen mit Kindern
Nähere Informationen finden Sie hier
Die Vertreterinnen des Netzwerks sind sich einig, dass Gewalt schon lange vor dem Mord beginnt und dass aus diesem Grund präventive Arbeit unbedingt notwendig ist. Neben Präventionsarbeit gibt es aber auch noch eine weitere wichtige Komponente: die finanzielle Unabhängigkeit.
Gleiche Arbeit, weniger Lohn
Margarete Bican, eine der Vereinsvorsitzenden im Netzwerk, erklärt:„Ökonomische Unabhängigkeit ist eine essentielle Voraussetzung um sich vor Gewalt zu schützen und um sich aus einer Gewaltbeziehung befreien zu können“. Dafür sei es besonders wichtig Frauenberufe, besonders auch systemrelevante Berufsgruppen, gerecht zu entlohnen, sowie flächendeckende Kinderbetreuungsplätze zu garantieren. Frauen können aufgrund des Haushalts und der Kinder oft nur Teilzeitjobs annehmen und dadurch geht die geschlechterdifferenzierte Lohnschere immer weiter auseinander.
Passend dazu wurde auch der sogenannte "Equal Pay Day" Thema des Plenums. Damit wird jener Tag beschrieben, ab dem Frauen statistisch gesehen gratis arbeiten. Bundesweit fiel er im Jahr 2021 auf den 25. Oktober. Das heißt konkret, dass Frauen österreichweit für die gleiche Arbeit um 19,3 Prozent weniger verdienen als Männer. In Niederösterreich sind es 19,1 Prozent. In Krems machten vor Kurzem die SPÖ-Frauen auf diese Lohnschere aufmerksam.
Kostenlose Beratung essentiell
Da die Ziele und Forderungen des "Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen" zwar eindeutig sind, aber voraussichtlich trotzdem nicht auf der Stelle umgesetzt werden, ist eine niederschwellige und vor allem kostenlose Beratung für Frauen sehr wichtig. "Die Beratungsstellen unterstützen Mädchen und Frauen dabei der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen, rechtzeitig Grenzen zu setzen und selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen und ihren Weg in eine Ausbildung oder in die Erwerbstätigkeit zu finden", heißt es vom Netzwerk.