Industrieviertel: Das Viertel der starken Ortschefs
Binnen zwei Gemeinderatswahlen ist die SPÖ von über 60 auf nun 26 Prozent abgestürzt. Mit Wiener Neustadt haben Niederösterreichs Sozialdemokraten am Sonntag eine ihrer letzten Hochburgen an die ÖVP (45 Prozent) verloren.
„Dass wir verlieren, war für uns klar. Aber dass es so schlimm wird, habe ich mir nicht träumen lassen“, war die rote Spitzenkandidatin Margarete Sitz Sonntagabend am Boden zerstört. Von sich aus brachte sie auch die Personaldebatte ins Rollen. „Wir werden am Montag über alles sprechen müssen.“
Neuauflage für bunte Stadtregierung
ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger, der nur um zwei Mandate die Absolute versäumte, will den erfolgreichen Weg einer bunten Stadtregierung fortsetzen. Neben der FPÖ und den Grünen lädt er dazu auch die SPÖ ein.
Verhandlungen über eine Zusammenarbeit sollen rasch stattfinden. Den Vorzug haben aber die Freiheitlichen rund um den designierten FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz. „Mit ihnen hat die Zusammenarbeit fünf Jahre lang hervorragend funktioniert“, sagt Schneeberger.
Bestätigung für Regierungsteam
Gestärkt wurde das Regierungsteam in Baden: Sowohl ÖVP-Bürgermeister Stefan Szirucsek als auch Grün-Vizebürgermeisterin Helga Krismer durften sich über Zugewinne freuen. Die ÖVP kam auf 41,60 Prozent und legte von 15 auf 18 Mandate zu.
Drei Mandate mehr (auf acht) gibt es auch für die Grünen. Der Dritte im bisherigen Regierungsteam, die Neos, erhöhten von ein auf zwei Mandate. Verlierer sind die Bürgerliste „wir badener“ (von zehn auf sechs Mandate) und die FPÖ (von zwei auf eins).
Grüne legten zu
In Mödling gelang es den Grünen zum zweiten Mal, als Juniorpartner einer schwarz-grünen Koalition an Stimmen zuzulegen. Vizebürgermeister Gerhard Wannenmacher holte 26,54 Prozent und damit elf Mandate – eines mehr als 2015. Die ÖVP hingegen büßte zwei Mandate ein, sie erhielten nur noch 37,39 Prozent der Stimmen (16 Mandate).
Für die Grünen ein Überraschungserfolg. Sie wollen nun mit „breiter Brust“ in Koalitionsverhandlungen gehen. Denn eine Neuauflage von Schwarz-Grün würden sie präferieren, allerdings nicht um jeden Preis. „Wir machen auch Opposition“, so Wannenmacher. Die Neos ziehen nun mit drei Mandaten erstmals in den Gemeinderat ein, die FPÖ verlor zwei Mandate.
Weiter auf Erfolgskurs
Gegen den (schwarzen) Wahlstrom schwamm am Sonntag Traiskirchen: SPÖ-Bürgermeister Andreas Babler konnte das Ergebnis von 73,10 Prozent bei seinem erstmaligen Antreten als Spitzenkandidat vor fünf Jahren fast wiederholen und holte 71,53 Prozent. Die SPÖ bleibt damit klar bestimmende Kraft und stellt 28 von 37 Gemeinderäten.
Neuer Zweiter ist die ÖVP, die um ein Mandat auf vier zulegen konnte. Die FPÖ hingegen verlor zwei Mandate und steht damit bei drei Sitzen. Grüne und Neos komplettieren den Gemeinderat mit jeweils einem Mandat. Mit „Yeaaaaaaah!“ kommentierte Babler den Triumph auf Facebook: „Traiskirchen ist und bleibt die rote Hochburg, eine der letzten gallischen Städte“.
Wieder eine Absolute
Erfolge konnten auch die Listenbürgermeister im Bezirk feiern: Die Liste Zukunft in Leobersdorf sicherte sich mit 53,30 Prozent erneut die Absolute. Diese konnte, knapp aber doch, auch die Liste Flammer in Bad Vöslau erreichen. 47,85 Prozent (minus zwei Prozent) bedeuten weiterhin 19 von 37 Mandaten. Die Grünen haben sieben, die erstmals angetretenen Neos schafften zwei.
Die Absolute zurückerobern konnte Schwechats Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ) – nachdem die Roten diese 2015 nach Bekanntwerden des Multiversum-Skandals verloren hatten. Mit einem Plus von sieben Mandaten hält die SPÖ nun 20 der 37 Mandate.
Baier, die erstmals als Spitzenkandidatin angetreten war, war selbst überrascht vom Wahlausgang. Eine Alleinregierung will sie nicht ausschließen. Der große Verlierer ist die FPÖ: Von neun Mandaten bleiben nur drei. Die Grünen rutschen von acht auf sechs Mandate, so viele hat nun auch die ÖVP.
Rote Hochburg bleibt bestehen
In Bruck/Leitha konnten die Sozialdemokraten eine der letzten roten Hochburgen weiter stärken. Mit einem Ergebnis von 56,71 Prozent legte Bürgermeister Gerhard Weil um zwei Mandate zu und besetzt nun 20 Mandate. Die ÖVP hat um 10,08 Prozent (drei Mandate) verloren und besetzt nun acht statt elf Sitze im Gemeinderat.