Gewalttätige Mutter oder Vater als Tyrann? Rosenkrieg auf dem Rücken der Kinder
Von Stefan Jedlicka
„Es ist nur ein- oder zweimal vorgekommen, dass meine Kinder eine leichte Ohrfeige bekommen haben. Wenn ich wieder einmal wegen meinem Mann gestresst war“, schluchzt die Angeklagte. „Danach habe ich mich jedes Mal entschuldigt und erklärt, warum das passiert ist.“ Es fällt schwer, zu glauben, dass die zitternde 43-Jährige auf der Anklagebank am Landesgericht Wiener Neustadt am Dienstag jene Frau sein soll, die kurz zuvor von der Staatsanwältin beschrieben worden war.
Sie habe ihre vier Kinder über einen Zeitraum von fast fünf Jahren „mehrmals wöchentlich durch das Versetzen von Tritten, Stößen und Schlägen, durch kaltes Abduschen und Reißen an den Haaren, außerdem durch Schläge mit einem Schuhlöffel“, misshandelt, wird der Frau aus dem Bezirk Baden vorgeworfen. Ihrem Sohn soll sie mit vorgehaltenem Stanleymesser gedroht haben, ihn umzubringen.
Streit um Sorgerecht
Alles erfunden, behauptet die Angeklagte. Hintergrund sei ein Scheidungskrieg mit ihrem Ehemann, der ganz offensichtlich auf dem Rücken der minderjährigen Kinder ausgetragen wird. „Unser Familienalltag ist total von meinem Mann diktiert worden. Er hat über alle Menschen schlecht gesprochen, anfangs noch nicht über mich, aber dann immer öfter im Laufe unserer Ehe“, schildert sie. Auch Streitigkeiten seien bewusst vor den Kindern ausgetragen worden.
Mittlerweile läuft das Scheidungsverfahren, es gab mehrere gegenseitige Anzeigen, eine Wegweisung gegen den Ehemann und Zeugenberichte von einem tätlichen Angriff des Sohnes auf die Angeklagte.
Spuren der angeblichen Misshandlungen an den Kindern wurden nie gefunden. Weder in der Schule, noch während einer monatelangen Beobachtung durch das Jugendamt. Weitere Zeugen sollen nun mehr Klarheit bringen. Der Prozess wurde vertagt.